Was zunächst als Experiment gedacht war, entwickelte sich schnell zur erfolgreichsten Sendung der ARD. Die Rede ist von dem bekannten Krimi-Klassiker TATORT, der als unvergesslich in die deutsche Fernsehgeschichte eingeht.
Mit der TATORT-Reihe stellten die Programmmacher der ARD 1970 ein Konkurrenz-Programm zum ZDF-Kommissar, und später zu Derrick, auf die Beine. Der TATORT dominierte das damalige Programm und der Sonntagabend wurde als fester Sendeplatz eingerichtet.
Vorrangiges Ziel der TATORT-Reihe ist zweifelsohne die Unterhaltung des Publikums. Dabei stellen die TATORT-Macher besonders aktuelle und brisante Themen in den Vordergrund, garniert mit ausgeprägtem Lokalkolorit. Reale Gerichtsakten dienen als Quellenmaterial für die Drehbücher. Ohne überflüssige Gefühlsausdrücke oder aufdringliche Effekte werden Geschichten, meist mit sozialkritischer Tiefe, erzählt. So geht es beispielsweise um Wohnungsbau-Skandale, Mafia, Organhandel, illegale Müllentsorgung, Rassismus, Homosexualität, AIDS, soziale und menschliche Konflikte wie Arbeitslosigkeit und Ehescheidung. Dennoch fördern diese Beiträge nicht Gewalt oder erzeugen sie, vielmehr thematisieren sie Ursachen von Gewalt und gestalten sie durchschaubar und nachvollziehbar.
Die Nähe zur Realität, mit der die Geschichten geschrieben sind, ist einmalig. Walter Richter, der Darsteller Kommissar Trimmels, wurde auf dem Weg zum Set von echten Beamten gegrüßt: „Guten Morgen, Herr Kommissar!“ Die Polizei stellte sogar Streifenwagen für die Dreharbeiten zur Verfügung, bis es zum Eklat kam. Die Hamburger Polizisten beschwerten sich über angebliche Fluch- und Sauf-Exzesse Trimmels im Dienst: Trimmel trank ab und zu einen Schnaps mit seinen Kollegen oder einem Verdächtigen. Bei der Polizei befürchtete man einen Imageverlust und forderte den NDR zur Zensur auf. Doch der stellte sich auf die Seite des Trimmel-Autoren Friedhelm Werremeier und verzichtete lieber auf die Überlassung offizieller Streifenwagen.
So verschieden und unverwechselbar sie auch sind, haben sie doch ihre Gemeinsamkeiten: Sie sind ständig verfügbar und haben eine Neigung zur Selbstausbeutung. Es gibt keinen Ermittler mit einem im bürgerlichen Sinne normalen Familienleben. Die meisten sind entweder ledig oder geschieden, häufig bilden die Kollegen die Ersatzfamilie. Trimmel verlor seine Frau im Krieg, Casstorff ist allein erziehender Vater und das Duo Stoever und Brockmöller sind wie ein altes Ehepaar. Darüber hinaus ist für alle Ermittler charakteristisch, dass sie keine Karrieristen sind. Sie sind auf der Suche nach der Wahrheit und das Streben nach Gerechtigkeit ist ihre Motivation. Zivilcourage und Menschlichkeit zählen zu ihrer Wesensart. Und: Sie fühlen sich keineswegs als Helden.
Walter Richter als Kommissar Trimmel
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Manfred Krug und Charles Brauer als Kommissar-Duo Stoever und Brockmöller
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Robert Atzorn als Kommissar Casstorff
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Quelle der Fotos: NDR/Presse und Information/Fotoredaktion