Fernsehen

Film- und Fernsehgeschichte im Spiegel der Kameras

Der Weg zum elektrischen Fernsehen

»Es ist noch gar nicht lange her, da hörte man fast täglich von irgendeiner „völlig umwälzenden“ Fernseherfindung, deren Einführung nur noch eine Frage von wenigen Wochen sei. Aber aus Wochen wurden Monate, aus den Monaten wurden Jahre und dann wurde es still... Alle Beteiligten (die an vielen falschen Anschauungen, die jetzt beim Publikum vorherrschen, nicht ganz unschuldig sind) müssen aber zugeben, dass es noch lange dauern kann, bis wir einwandfrei Fernsehen können. « So beschwerte sich das „Berliner Tageblatt“ 1931 darüber, dass die Einführung des Fernsehens so lange auf sich warten ließ.

 

Erst nach dem Krieg wurde in den Jahren 1948-1953 der NWDR (Nordwestdeutsche Rundfunk) aufgebaut (mehr zur Fernsehgeschichte), der die in diesem Abschnitt gezeigten Exponate aus dem Fundus des »Film- und Fernsehmuseums Hamburg«, für seine Arbeit in den Anfangsjahren nutzte.

Die elektronische FESE-Fernsehkamera

Der Fernsehbetrieb des NWDR beginnt mit der sogenannten elektronischen Fernsehkamera, welche auf den hier gezeigten Abbildungen zu sehen ist. Die FESE-Kamera der Fernseh-GmbH fand zunächst nur bei Studioaufnahmen des NWDRs Verwendung.

Die folgenden drei Abbildungen zeigen den damaligen Chefkameramann Frank Banuscher bei der Arbeit an der FESE-Studiokamera.

Die FESE-Kamera wurde darüber hinaus auch für Aufnahmen von Fernsehfilmen eingesetzt.

 

Diese Kameras wurden später zusammen mit einem Übertragungs-Wagen mobil. In der Regel war man dann mit mehreren Kameras bei z. B. Sportübertragungen wie Fußball oder anderen Großveranstaltungen. Auch bei Unterhaltungssendungen wurden diese Kameras live eingesetzt.

 

Ein Modell dieser Kamera befindet sich leider nicht im Fundus des »Film- und Fernsehmuseums Hamburg«, ist jedoch im Filmmuseum München zu finden.
 

 

Dokumentation des Tagesgeschehens mit Film Kameras

Am Anfang war die elektronische Studiokamera, die ja schon in den 30er Jahren Verwendung fand. Aufgrund ihrer Größe und der bloßen Fähigkeit live zu übertragen war sie jedoch nicht als Reporter-, bzw. Dokumentationskamera geeignet. Im Gegensatz dazu verwendete das Fernsehen der 50er Jahre bis in die 60er Jahre die Filmkamera für die Fernsehreportage und zur Dokumentation des Tagesgeschehens für die Tagesschau. Alle Filme die diese Kameras lieferten, waren wie das Fernsehen selbst noch schwarz/weiß.

 

Die ARRI-Filmkameras

Als erste "Reporterkamera" setzte der NWDR die ARRI 35mm (Arriflex Filmkamera) ein. Man begann hiermit zu Beginn der 50er Jahre. Das 35mm Format war genau das gleiche, das man seit langer Zeit auch bei der Wochenschau verwendete. Zusammen mit Zubehör brachte die Kamera in ihrem Alukoffer stolze 12 kg auf die Waage.

Später (ca. Mitte der 60er Jahre) entwickelte man dann die 35mm Technik weiter. Es entstand die ARRI 300. Eine Kamera, die schon mit Pilottonverfahren arbeitete. Sie war von außen geräuschgekappselt, was man "geblimbt" nennt. Sie kam überwiegend bei qualitativ hochwertigen Aufnahmen mit Spielfimcharakter zum Einsatz.

 

Wenig später als die ARRI 35mm (ca. Mitte der 50er Jahre) wurde die Arriflex mit 16mm Technik entwickelt. Diese war nicht nur wesentlich leichter, als die Arriflex 35mm, zudem arbeitete diese Kamera auch schon mit dem Pilottonverfahren (schön zu erkennen an den mitgeführten Taschen in den Abbildungen), das dem Reporter zusätzlich zur Aufnahme des Bildes eine vollsynchrone Tonaufnahmen ermöglichte.

 

Diese Kamera wurde seit Mitte der 50er Jahre lieber eingesetzt als die sehr schwere 35 mm Kamera, auch aufgrund des Pilottonverfahrens. Die Bildqualität war bei der 16mm Kamera inzwischen so gut geworden, dass man im Fernsehen keinen Unterschied mehr zur 35mm Kamera erkennen konnte.

 

Darüber hinaus war auch das Umkopierverfahren so verbessert worden, dass man nicht mehr das gleiche Filmformat, wie es bei der Wochenschau verwendet wurde, verwenden musste. Carsten Diercks setzte diese Kamera auch in Indien als Reportagekamera ein, und nannte sie selbst die „Entfesselte Kamera“! (Mehr über Carsten Diercks)