Nachdem im letzten Heft unserer Vereinszeitschrift „Hamburger Flimmern" bereits das Gesamtprojekt „Virtuelles Filmmuseum Hamburg" vorgestellt wurde, soll diesmal ein Teilbereich eine besondere Würdigung erfahren, der bisher ein wenig in den Projekt-Beschreibungen unterging, obgleich es sich um ein einzigartiges Vorhaben handelt, an dem bereits seit über 10 Jahren von verschiedenen Studenten intensiv gearbeitet wurde. Unter www.filmmuseum-hamburg.de kann man Konstruktionszeichnungen, Fotos und Daten von 473 Hamburger Kinos entdecken.
Zur Vorgeschichte: 1991 fanden sich die vier Architekturstudenten Martin Brech, Christian und Mathias Koch sowie Manuel Vico von der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg für einzigartiges Projekt zusammen, dessen ehrgeiziges Ziel die Erstellung einer Kinoarchitekturdatenbank für Hamburg war. Unter Betreuung von Prof. Robert Koch wurden in dreijähriger Forschungarbeit alle greifbaren Informationen zu über 350 Kinos zusammengetragen, die zwischen 1900 und 1992 in Hamburg existierten. Diese wurden in einer auf Filemaker-Software-Basis im Macintosh-Format entwickelten Datenbank systematisch erfasst. Besonders die zahlreichen Namensänderungen der Kinos, häufigen Besitzerwechsel oder gelegentlichen Standortveränderungen machten das Ganze zu einem mühsamen Unterfangen. Im Vorwort zu einem Ausdruck dieser Datenbank klagten die Studenten, dass „jeder, der sich einmal mit der Hamburger Kinogeschichte befasst hat, weiß, wie schwierig die Informationsbeschaffung ist, wie viele Quellen durch die Kriege, durch Tod von Zeitzeugen, durch Desinteresse und Nachlässigkeit - privat und behördlicherseits - bereits verloren gingen". Trotz einer gewissen Fehlerquote schloss die Arbeitsgruppe im Juni 1992 ihre Forschungen mit der Vorlage eines Komplettausdrucks der Datei ab. Lediglich ein Exemplar in der Handschriftensammlung des Staatsarchivs war von nun an der Öffentlichkeit zugänglich; die Studenten verließen nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums die Hochschule, so dass an eine Weiterführung nicht zu denken war. 1998 übergab der inzwischen in einer Architektengemeinschaft an der Lutterothstraße tätige Martin Brech einem Vorstandsmitglied unseres Vereins die gesamte Materialsammlung und die alten Mac-Disketten, doch Versuche in der Folgezeit, die Daten auf moderne Speichersysteme umzukopieren, scheiterten zunächst. Als im Wintersemester 2001 das erste Seminar zur Schaffung eines Virtuellen Filmmuseums im Internet an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg unter Leitung von Prof. Hans-Dieter Kübler aufgelegt wurde, kam schnell die Idee auf, diese alte Datenbank wieder lauffähig zu machen und eventuell zu aktualisieren. Zwei HAW-Studenten, Matthias Monath und [Name wunschgemäß anonymisiert], übernahmen die undankbare Aufgabe der Datenkonvertierung, die auch erst nach etlichen Fehlschlägen gelang. Aufgrund des unerwartet hohen Aufwandes konnte beide jedoch nicht mehr die eigentlich notwendig Aktualisierung der Datensätze vornehmen, da mit Ende des Sommersemester 2002 zunächst einmal eine Projektpause eingelegt wurde. Erst im Wintersemester 2003/04 fanden sich drei neue Studenten, Katerina Pavlou, Anja Hesselbarth und Andrea Sommer, die nun darangingen, alle Datensätze auf eventuelle Konvertierungs- oder sonstige Rechtschreibfehler hin zu überprüfen, doppelte Datensätze zu löschen und dafür neue Datensätze z.B. für die in den letzten 10 Jahren neu hinzugekommenen Kinos anzulegen. Gerade der letzte Punkt erforderte erhebliche Recherchen, waren doch neben dem 3001 und dem Zeise-Kino in dieser Zeit auch sämtliche Cinemax-und UCI-Kinos neuentstanden; auch der UFA-Palast am Gänsemarkt war abgerissen und vollkommen neu errichtet worden und leider waren auch etliche traditionsreiche Lichtspielhäuser wie das „Thalia"-, „Savoy"-, „Movie"-, „Studio"- und „City"-Kino sowie die „Vorführung6" bei Studio Hamburg in der Zwischenzeit geschlossen worden. Auch die Benutzeroberfläche der Website wurde von dieser Gruppe vollkommen neu gestaltet und benutzerfreundlich angelegt; zudem finden sich jetzt erstmals zu vielen Kinos auch historische Fotos. Eine Volltext-Suchfunktion ermöglicht einen schnelleren Zugriff auf die Datensätze, die nun auch teilweise mit den übrigen Seiten des Internet-Auftritts verlinkt wurden. Insgesamt sind 473 Datensätze mit Kurz-„Steckbriefen" aller Kinos seit 1900 anklickbar - und jeder Interessierte sei hiermit eingeladen, sich unter der Domain „www.filmmuseumhamburg. de" und dem weiterführenden Link „KINO/Hamburger Kinoarchitektur-Datenbank" selbst auf eine spannende Zeit- und Erinnerungsreise durch die vielfältige Welt der Lichtspieltheater zu begeben.