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Alte Hamburger Lichtspielhäuser (7):

Kino südlich der Elbe: Vom „Wallhof" zur „Kurbel"

Von Marion Temme

Über 70 Jahre existierte in der Wallstraße 23/Neue Straße 41 mitten im Stadtzentrum Harburgs ein Lichtspieltheater. Die Geschichte des 1911 vom Zimmermeister Friedrich Kasat unter dem Namen „Wallhof-Kino" eröffneten Filmtheaters ist exemplarisch für die wechselvolle Historie der lokalen, unabhängigen Lichtspielhäuser in Deutschland. Nach mehrfachem Besitzerwechsel wurde es von 1911 bis 1988 (mit einer Unterbrechung von 1944 bis 1951) auch unter den Namen „Schauburg", „Astoria" und „Die Kurbel" betrieben. Im Folgenden soll an die Geschichte dieses Kinos, an das heute nur noch der Werbeschriftzug einer Spielhalle erinnert, beschrieben werden.

 

Die Eröffnung als „Wallhof-Kino" Am 21. Januar 1911 wurde gegen 19 Uhr das „Wallhof-Kino" in der Wallstraße 23/Neue Straße 41 von dem Zimmermeister und Baugeschäft-Besitzer Friedrich Kasat feierlich eröffnet. Eine am Tag zuvor erschienene Anzeige in den „Harburger Anzeigen und Nachrichten" warb mit der „Vorführung der neuesten und besten Bilder" sowie einem „großem Familienprogramm". Es ist zu vermuten, dass Kasat selbst den Bau des Kinos betrieben hatte - einen schriftlichen Beleg dafür gibt es nicht. Die von nun an regelmäßig gezeigten Stummfilme wurden musikalisch begleitet. Das Programm wechselte jeweils mittwochs und sonnabends. Zum Zeitpunkt der Eröffnung warben regelmäßig Zeitungsannoncen mit Formulierungen wie „nur das Beste vom Besten", „Kolossal-Programm", „schönstes Theater lebender Photographien hier am Platz" und „ein Bild von packender Wirkung", ohne jedoch einzelne Filmtitel zu nennen.

 

Am 28. Oktober 1911 wurde in den Anzeigen erstmals ein „E. Johannsen" als Inhaber des Kinos angegeben. Wann genau dieser das Kino von Friedrich Kasat übernommen hat, lässt sich leider nicht feststellen. Auf jeden Fall führte sich Johannsen als Betreiber mit einem besonderen Film ein und zeigte „Der Glöckner von Notre Dame" in einer kolorierten Fassung. Doch wie Kasat sollte auch Johannsen das „Wallhof" nicht lange betreiben. Am 1. August 1912 übernahm Gastwirt Adolf Dittmer die Geschäftsführung des Kinos und des angeschlossenen Restaurants. Dittmer war ursprünglich als Kutscher tätig und leitete bereits seit 1909 eine Wirtschaft am Großen Schippsee.

 

In der noch heute existierenden Bauakte zum Grundstück Wallstraße 23 stammen die ersten Schriftstücke aus den Jahren 1912/1913. So beantragte in der zweiten Jahreshälfte 1912 Dittmer beim Harburger Magistrat die Genehmigung zur Errichtung eines Neubaus, um die in der Straßenfront vorhandene Lücke zu schließen. Laut Bauakte verfügte das Kino zu diesem Zeitpunkt über 300 Plätze.

 

Die Programmgestaltung unterschied sich nicht wesentlich von den anderen „Theatern lebender Photographien", die damals für die Bevölkerung eine wichtige Unterhaltungsmöglichkeit boten. So gab es Ende 1912 in Harburg neben dem „Wallhof" noch mindestens acht weitere Kinos, zwei davon sogar in direkter Nachbarschaft des „Wallhof" am Sand.

 

Anfang Februar 1913 kam ein neuer Filmprojektor, der „Imperator" der Firma Heinrich Ernemann AG aus Dresden, zum Einsatz. Dittmer warb in großen Anzeigen, dass die Bilder von nun an „wirklich feststehend und absolut flimmerfrei" seien und der neue Projektor die „zurzeit beste Maschine der Gegenwart" und der „Sieger auf sämtlichen Ausstellungen 1912" sei. Über die Besitzverhältnisse des Kinos in den ommenden Jahren lässt sich nichts Genaues sagen.

 

Umbenennung in „Schauburg"

Im Oktober 1927 wurde in den „Harburger Anzeigen und Nachrichten" ein Wettbewerb ausgeschrieben: Das „Wallhof-Kino" sollte renoviert werden und das Publikum wurde aufgefordert, sich bis zum 25. Oktober 1927 einen neuen Namen auszudenken. Diese Bekanntgabe des besten Vorschlages erfolgte vermutlich im Kino-Schaukasten, denn in der besagten Zeitung tauchte das Kino, dem man zwischenzeitlich den Namen „Schauburg" gegeben hatte, erst am 2. Januar 1928 wieder auf.

 

Die Bauakte weist leider in der Zeit von 1913 bis 1935 eine Lücke auf, so dass nicht festgestellt werden kann, ob und in welchem Umfang zu jener Zeit Neu- bzw. Umbautätigkeiten stattfanden. Belegt ist jedoch, dass die Firma Matthies & Witt im Juni 1935 die Genehmigung zum Neubau eines Wohnund Geschäftshauses auf dem Grundstück erhielt. Die Programmgestaltung wurde in dieser Zeit bald, wie in den anderen Kinos auch, stark von den Organen der NSDAP kontrolliert. Dies schlug sich auch in den Werbetexten nieder. So konnte man beispielsweise im Dezember 1939 Filme sehen, die von „Liebe, Ehe, Mutterschaft" handelten und Filme wie „Unsere Artillerie" wurden als „Kulturfilme" bezeichnet.

 

Mit Kriegsbeginn im September 1939 änderten sich gleich mehrfach die Anfangszeiten der Filme. Hintergrund waren die Verdunkelungs-Vorschriften, die den feindlichen Fliegern die Ortung erschweren sollten. Daraus resultierte, dass die Kinos in dieser Zeit natürlich auch keine Leuchtreklamen in den Abendstunden verwenden durften und sicherstellen mussten, dass nach Vorstellungsende beim Publikumsauslass kein Licht nach außen drang. Da sich diese Auflagen wohl als schwierig erwiesen, fingen die Vorstellungen immer früher an. Im Februar 1943 schlössen kriegsbedingt viele Betriebe aus Handel, Handwerk und Gaststättengewerbe. Dies führte Anfang Februar 1943 auch zu einer kurzfristigen Betriebseinstellung der Lichtspieltheater. Eine dauerhafte Schließung wurde jedoch anscheinend nicht vorgenommen, denn ab dem 6. Februar 1943 wurde wieder ein Kinoprogramm in den Zeitungen abgedruckt. Da die „Harburger Anzeigen und Nachrichten" am 27. Februar 1943 eingestellt wurden, ist der Spielbetrieb der „Schauburg" bis zur Zerstörung durch einen Bombenangriff im Herbst 1944 nicht mehr zu rekonstruieren.

 

Neubeginn als „Astoria-Filmtheater"

Die Gebäude auf besagtem Grundstück waren bei Kriegsende zu 80 Prozent zerstört, so dass an eine Wiederaufnahme des Kinobetriebes zunächst nicht zu denken war. Es ist zu vermuten, dass der Kinosaal als Ruine gar nicht mehr zu nutzen war. Erst am 7. November 1950 wandte sich der Architekt Ophoff im Auftrag des neuen Grundstückseigentümers, des Fabrikanten Paul Schmanns, an die Bauprüfabteilung des Bezirksamtes Harburg, um einen Wiederaufbau zu beantragen. Der Fabrikant Paul Schmanns hatte offenbar zunächst beabsichtigt, auf dem Grundstück eine Gewerbehalle zu errichten, griff jedoch nach Rückkehr des Kinopächters die Idee wieder auf, ein Lichtspieltheater einzurichten, das über ca. 384 Plätze verfügen sollte.

 

Problematisch war, dass auf dem Grundstück kein Platz für die gesetzlich geforderten Kfz-Stellflächen vorhanden war. Der Architekt Ophoff bot jedoch einen ca. 300 entfernten Ausweichparkplatz an und gab zu bedenken, dass es sich bei dem Kino „nach den derzeitigen Erfahrungen um ein ausgesprochenes Arbeiterkino" handele. Gegen eine Ablösesumme stimmte das Bezirksamt Harburg einer Sonderregelung zu und Ende Januar 1951 wurde der Wiederaufbau genehmigt. In einer weiteren Genehmigung über das Anbringen einer Neon-Giebelreklame wurde erstmals Hans Overweg, wohnhaft Eppendorfer Landstraße 150 in Hamburg 20, als Pächter des nunmehr „Astoria" genannten Kinos genannt.

 

Am 9. März 1951 öffnete das „Astoria" um 18 Uhr mit dem Spielfilm-Erstaufführung „Schön muss man sein!". Große Anzeigen hatten zuvor in den Zeitungen mit der Anwesenheit der Schauspieler Anny Ondra und Hardy Krüger geworben. Laut einem am nächsten Tag erschienenen Pressebericht war die Premiere auskauft. Das Kino verfügte nun über 414 Sitzplätze, modernste Vorführgeräte der Firma Philips und eine gute Klimaanlage in „geschmackvollen neuen Räumen".

 

Da bereits ständig sinkende Besucherzahlen gemeldet wurden, war die Eröffnung eines weiteren Kinos sicherlich mit einem gewissen Risiko behaftet. Im gesamten Hamburger Stadtgebiet gingen im Problematisch war, dass auf dem Grundstück kein Platz für die gesetzlich geforderten Kfz-Stellflächen Oktober 1950 noch 2,1 Mio. Menschen ins Kino. Die Zahlen sanken im November auf 1,8 Mio. und im Dezember auf 1,3 Mio. Die Motivation, das Kino dennoch zu betreiben, mag darin gelegen haben, dass das direkte Umfeld zu einem großen Teil von Arbeitern und kleinen Angestellten bewohnt wurde und man sich deshalb, trotz der ersten Kinokrise, hohe Besucherzahlen versprach.

 

In seinem Eröffnungsjahr zeigte das „Astoria" 72 verschiedene Filme. Zwei Drittel waren Erstaufführungen, darunter zum Beispiel Klassiker wie „Lichter der Großstadt" und „Kismet" oder neue Filme wie „Vater der Braut" und „Das Testament des Dr. Mabuse". Bevorzugte Genres waren Lustspiel, Drama, Abenteuer, Western, Science Fiction, Kriminalfilm und Thriller, wobei die Komödien mit ca. 54 % den höchsten Anteil hatten.

 

Das Programm wechselte zweimal in der Woche; einige Filme wurden jedoch auch länger gezeigt. Die Vorstellungen begannen um 11, 13.15, 15.30, 18 und 20.30 Uhr; gelegentlich gab es auch Spätvorstellungen. Sonntags fand zum Preis von DM 0,50 regelmäßig eine Jugendvorstellung statt.

 

Im Laufe der Jahre nahm der Anteil von Thrillern, Abenteuer- und Kriminal-Filmen deutlich zu. Diese quantitative Veränderung spiegelte sich auch in den Anzeigentexten wider, die sehr viel reißerischer geworden waren. Man warb zum Beispiel mit Formulierungen wie „Ein Nervenkitzel ohne Beispiel", „unheimlich, schreckenerregend, grauenvoll" und „Ein Inferno aus Menschen, Blut, Stahl und Feuer". Auch der Anteil von US-Filmen nahm zu und betrug 1957 bereits rund 65 Prozent, während sich die Anzahl der Erstaufführungen verringerte (im 2. Quartal 1957 waren es gerade noch vier!). Eine immer wichtigere Rolle spielten auch Färb- und CinemaScope-Filme. Vermutlich kann man diese Faktoren sowie die im April 1959 erfolgten Umbau- und Modernisierungs-Maßnahmen als ein „Aufbäumen" gegen den inzwischen mächtigen Konkurrenten, das Fernsehen, deuten.

 

Das „Astoria" konnte sich trotz der schwierigen Situation auch in den sechziger Jahren halten. 1967 reduzierte sich, vermutlich wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, die Anzahl der Programmanzeigen in den Zeitungen. Am 31. Juli 1967 wurde mit der letzten Vorführung des Peter-Fonda-Films „Die wilden Engel" der Spielbetrieb vorübergehend sogar ganz eingestellt.

 

Neuanfang als „Kurbel"

Das Kino blieb jedoch nur kurz geschlossen, denn am 1. September 1967 eröffnete Carl Heinz Möller es unter dem Namen „Kurbel Harburg" mit dem Disney-Film „Goofy und seine Spießgesellen" wieder. Der Betrieb wurde somit ein Teil der Kurbel-Kinokette von Möller, der neben der „Kurbel am Jungfemstieg", bereits Häuser in der Fehlandtstraße, am Berliner Tor, in Bergedorf und am Nobistor betrieb.

 

Sonnabends gab es nun um 22.45 Uhr eine Spätvorstellung, in der nun häufig auch etwas „freizügige" Filme wie „Wenn die Hüllen fallen", „Eva und das nackte Paradies" oder „Die Nackte in des Satans Hand" gezeigt wurden.

 

Vermutlich zu Jahresbeginn 1969 erfolgte die Übergabe des Kinos an Carl Heinz Möllers Sohn Adolf; gleichzeitig verschob sich der Programmschwerpunkt auch deutlich in Richtung Sex-, Western-und Karatestreifen. In einem Gespräch mit der „Harburger Rundschau" am 9. August 1972 äußerte sich Adolf Möller zufrieden über die Einspielergebnisse seines Kinos. Die „Kurbel" hatte zu diesem Zeitpunkt viele Stammkunden und einen hohen Gastarbeiter-Anteil. Möller war offenbar überzeugt, dass er mit seinem Programm gerade diese Klientel ansprach. Vom Grundsatz her, meinte er, würden alle Bevölkerungsgruppen sein Kino. besuchen: „Aber besonders Junggesellen, die dem Motto folgen: Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh' ins Kino."

 

Nach Jahren des Niedergangs übernahm im Mai 1979 schließlich der Programmkino-Betreiber Gerd Fölster das Kino. Der Spielbetrieb lief trotz Eigentümerwechsel ohne Unterbrechung weiter. Zeitungsanzeigen kündigten Ende April 1979 eine „Super-Kino-Neueröffnungsshow" an: Am 1. Mai 1979 wurden den ganzen Tag über Kurzfilme, Comics und Trailer sowie ein „kompletter Überraschungsfilm" gezeigt. Der Einlass erfolgte durchgehend und der Eintrittspreis betrug nur 0,50 DM.

 

Fölsters Konzept erwies sich als zeitgemäß. Die von ihm gezeigten Filme waren zwar meist nicht aktuell, dafür aber preiswert und er bot ein rasch wechselndes Programm. Gleich nach der Übernahme spielte „Die Kurbel" Filme wie „Alexis Sorbas" und „The Rocky Horror Picture Show". Arndt Eggers, der damalige Geschäftsführer der „Kurbel", berichtet, dass sich die tragende Schicht des Programmkinos in jener Zeit hauptsächlich aus Teenagern zusammensetzte, welche die günstigen Preise nutzten. Das Abendpublikum hätte sich meist aus einer etwas älteren Bevölkerungsschicht rekrutiert, Personen mittleren Alters ab ca. 30 Jahren. Dementsprechend sei auch das Programm ausgewählt worden; von Unterhaltung bis zu anspruchsvollen Film hätte man alles geboten. Auf Zeitungsanzeigen wurde fortan verzichtet; stattdessen wurde ein monatliches Kinoprogramm ausgelegt, das auch eine langfristigere Planung ermöglichte.

 

Mitte 1987 wurde zum ersten Mal öffentlich über eine Schließung des Kinos spekuliert. Es wurde bekannt, dass der Eigentümer des Grundstücks im Gespräch mit einem Spielhallenbetreiber, der Firma „Schwarz & Penns", stand und diese bereits einen Antrag auf Baugenehmigung gestellt hatte. Dies rief nicht nur wegen der damit verbundenen Schließung des beliebten Programmkinos Kritik in der Öffentlichkeit hervor, sondern verstieß eigentlich auch gegen das „Spielhallenverbot" für die Harburger Innenstadt. Die behördliche Genehmigung wurde schließlich auch nur erteilt, weil der Zugang zur Spielhalle auf der Gebäude-Rückseite verlegt werden sollte; die dortige Straße gehörte offiziell nicht mehr zur Innenstadt.

 

Zu diesem Zeitpunkt bestand jedoch noch ein gültiger Mietvertrag zwischen Schmanns und dem Betreiber Fölster, der erst am 1. Mai 1989 auslief. Fölsters Geschäftsführer Arndt Eggers gab an, dass eine baldige Schließung nicht geplant sei. So wurden Retrospektiven mit Filmen von Stanley Kubrick („2001", „Uhrwerk Orange") und Francis Ford Coppola („Der Pate", „Apocalypse Now", „Peggy Sue") gezeigt und das Programmkino beteiligte sich erstmalig am Kino-Film-Fest 1987.

 

Bereits Ende Juli 1987 war jedoch laut „Hamburger Rundschau" die Rede von einem Gespräch zwischen den beiden Vertragsparteien, in dessen Verlauf über eine „vorzeitige Auflösung des Mietvertrages" geredet worden sei. Tatsächlich wurde dann der Mietvertrag zum 30. April 1988 aufgelöst, obwohl noch immer fast 8.000 Zuschauer im Monat kamen. Das „Harburger Wochenblatt" spekulierte, dass Fölster das Kino bereits im Frühjahr schließe, um sich den wegen der Fußball-Europameisterschaft und der Olympiade „besonders schwachen Kinosommer" zu ersparen.

 

Zum Abschied wurden Ende April noch einmal die „Cannes-Rolle von 1987", „Dirty Dancing", „The Rocky Horror Picture Show", „Blues Brothers", „Die Ritter der Kokosnuß" und Loriots Publikumserfolg „Ödipussi" gezeigt. Am 1. Mai 1988 fand der Ausverkauf des Inventars statt. Über 500 Filmplakate, 270 Klappsitze mit ausgeblichenem blau-grauen Cordbezug und die Kinobeleuchtung wurden versteigert. Fölster, der zu diesem Zeitpunkt noch weitere Programmkinos wie das „Magazin" in Winterhude, das „Arsenal" in Steilshoop und die „Koralle" in Volksdorf betrieb, behielt lediglich die Projektoren. Viele Stammbesucher kamen zur Auflösung und verliehen ihrer Enttäuschung darüber Ausdruck, dass man das Kino nicht erhalten hatte: Gelobt wurden immer wieder die „tolle Atmosphäre", die Tatsache, dass man sich im Kino selbst verköstigen konnte, sowie die niedrigen Eintrittspreise.

 

Worin letztlich die tatsächlichen Gründe lagen, die zur Schließung der „Kurbel" führten, ist nicht zu ergründen. Die widersprüchlichen Aussagen der Vertragspartner tragen zur Klärung dieser Frage nicht bei. Festzustellen bleibt jedoch, dass sich der Untergang der „Kurbel" in eine allgemeine Entwicklung einordnen lässt: Die Zahl der lokalen „Programmkinos" wird immer seltener und damit immer schützenswerter. So konnte sich im Laufe der Zeit keiner der zahlreichen Betreiber der „Kurbel" wirklich lange halten - und das, obwohl ihnen das Publikum über lange Jahre die Treue hielt: Denn das Kino gleich um die Ecke nahm einen wichtigen Platz im Leben der kleinen Leute ein.

 

Die Geschichte des Kinos in der Neuen Straße in Harburg ist exemplarisch für die Entwicklung der lokalen, unabhängigen Kinos in Deutschland. Unabhängig von dem Stellenwert, den das Kino für sein Publikum hatte, konnte es sich letztlich nicht gegen die großen Kinopaläste und Multiplexe behaupten. Auch das Fernsehen und die Videotheken trugen ihren Teil zum Untergang bei. Es bleibt zu hoffen, dass sich noch genügend Menschen finden, die zum Erhalt der zur Zeit noch bestehenden unabhängigen, lokalen Programmkinos beitragen.