Er ist einer der bekanntesten Regisseure Deutschlands und schuf mit seinen authentisch und milieugerecht nachgestellten Kriminalfällen sogar ein neues Genre im Fernsehen: Jürgen Roland. Sein Name ist untrennbar mit populären Krimireihen wie „Stahlnetz“, „Tatort“ und „Großstadtrevier“ verbunden. Auch seine Spielfilme wie die Edgar-Wallace-Verfilmungen „Der grüne Bogenschütze“ und „Der Rote Kreis“ sowie seine Milieustudien „Polizeirevier Davidwache“, „Vier Schlüssel“ oder „Jürgen Roland´s St. Pauli Report“ waren Kassenschlager in den Kinos. Volker Reißmann sprach mit ihm über seine Anfänge als Rundfunkreporter, seine ersten Jahre beim Fernsehen und wichtige Stationen seiner Arbeit als Filmemacher.
Ja. Mein Abitur machte ich am Eppendorfer Gymnasium, genauer gesagt das berühmte „Notabitur“, 1943. Als der Krieg dann zu Ende war, folgte eine abenteuerliche Flucht nach Hamburg. Auf den letzten Kilometern lernte ich den Juniorchef vom Zirkus Williams kennen. Die spielten in den Tagen nach der Kapitulation auf dem Heiligengeistfeld für englische Soldaten. Er bot mir an, zu ihm zu kommen. Eigentlich wollte ich ja schon damals zum Film. Nur dachten alle, dass es Film in Deutschland auf 100 Jahre nicht mehr geben würde. Also beschloss ich, Journalist zu werden, und dieser Wunsch war mehr als eine Alternative. Nur musste ich erst einmal meine Brötchen verdienen – und das hieß damals, eine Lebensmittelkarte zugeteilt zu bekommen. Deshalb war ich froh, als ich die Möglichkeit hatte, in den Ferien als 10jähriger beim Zirkus Krone in Hildesheim als Manegenclown aufzutreten. Diese große Liebe zum Zirkus ist bis heute geblieben.
Nein. Als ich zu Fuß die Rothenbaumchaussee hochging, Richtung Moorweide, traf ich einen Bekannten meiner Eltern aus der Vorkriegszeit. Als er hörte, dass ich gerade auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch beim Zirkus wäre, sagte er: „Zirkus können Sie bei mir auch machen!“ – und schon war ich einer der ersten Mitarbeiter von RADIO HAMBURG, denn er war bei dem neuen „Verein“ eine Führungskraft. Ich wurde vom GPO, dem German Personal Officer, durchgecheckt und quasi als ‚Mädchen für Alles‘ eingestellt. Eines Tages sagte einer der Offiziere: „What are you doing here? Kommen Sie doch mal rauf zu mir!“.
Er stellte sich als Paul Bretherton von der „Times“ vor und bot mir an, als Newswriter beim ihm anzufangen. Er sagte, als solcher müsse ich Nachrichten für die deutsche Bevölkerung schreiben: „Vor allem mußt Du ,Human Touch‘-Storys finden!“
Das waren z.B. rührende Geschichten wie „eine Mutter bekommt das erste Lebenszeichen von ihrem Sohn aus Rußland“. Ich fing also bei Bretherton an und lernte durch ihn andere Offiziere wie zum Beispiel Jack S. Flechter, einen der renommiertesten angelsächsischen Kriminalschriftsteller, kennen. Über allen thronte damals Hugh Carlton Greene – ein großer Journalist und eine faszinierende Persönlichkeit mit unangefochtener Kompetenz. Sein deutscher Partner war Peter von Zahn, auch einer der ersten Pioniere des „Nordwestdeutschen Rundfunks“, NWDR, wie sich der Sender bald nannte. Heute kaum noch vorstellbar, was von Zahn alles für den Aufbau eines freien Rundfunks geleistet hat. Dazu kam zu meiner Freude eine junge Reporterin, Rosemarie Schwerin...
Ja, und die bis zuletzt eine gute Freundin von mir war. Sie machte später beim NWDR einen aufsehenerregenden Kinderfunk, mit dem sie auch international berühmt wurde, weil sie die erste war, die Kinder ernst nahm und ihre Fähigkeiten, ihre Möglichkeiten entwickeln ließ. Sie entdeckte Erich Kästner für den Rundfunk und später Astrid Lindgren. Eine außergewöhnliche Frau und eine sehr gute Reporterin – meiner Meinung nach vielleicht die beste, die der NDR jemals hatte. Zahn holte also Rosemarie Schwerin und mich in das „News- Department“. Dort machte ich meine ersten Reportagen, alleine oder zusammen mit Rosemarie.
Ja, unter anderem. Und wenn man bedenkt, dass Peter Bamm, ein großer deutscher Schriftsteller, damals unser Chefredakteur war, hört sich das Ganze heute vielleicht wie ein Märchen an, aber so war es! Neben Zahn arbeiteten Axel Eggebrecht, Ernst Schnabel und auch andere, die bis in die Gegenwart einen großen Namen haben. Zudem hatten wir eine sehr gute Reporter-Abteilung, unter anderem mit Hermann Rockmann und Max Helmut Rehbein.
Wir berichteten als Reporter über das, was zu jener Zeit aktuell war: Über die Versorgungskrise mit Kohlen, Brennstoff und Essen, über politische Entscheidungen des britischen Gouverneurs. Und ich spezialisierte mich sehr schnell auf sogenannte Hörbilder. Der Beitrag, durch den ich auch Zahn auffiel, war ein Interview mit meiner ehemaligen Schulbank (!). Das Ganze war beinahe ein Funkfeuilleton, eine neue Form des Funkjournalismus, ohne dass ich mir dessen recht bewußt war. Nur konnten wir damals ja sehr viel ausprobieren. Selbst bei der Laudatio zu meinem 65. Geburtstag hat sich Peter von Zahn noch einmal an dieses Interview erinnert.
Die Sendung hieß: „Wir denken an Euch!“ und war für deutsche Kriegsgefangene in England gedacht, die dort keine Zeitungen in deutscher Sprache hatten. In dieser Sendung hieß ein Block „News at Dictation speed“, da wurden dann jeweils zehn Meldungen in 3 Zeilen vorgelesen und in langsamer Form zum Mitschreiben wiederholt. Ebenfalls in dieser Sendung brachten wir – ich meine Röschen Schwerin und mich – einen Block von fünf Minuten mit dem Titel „Das Streiflicht“, wobei wir von den Alltagsdingen berichteten, die sich im Nachdeutschland wieder entwickelten. Dafür gingen wir z.B. in Hamburg in ein Café, wo es ja keinen Kaffee gab, sondern nur Muckefuck und Kuchen lediglich auf Brotmarken. Nun, wir leisteten uns ein Stück Kuchen und erzählten von diesem aufregenden „Erlebnis“. Das war eine sehr beliebte Sendung, zu der wir regelmäßig Post aus den Kriegsgefangenenlagern bekamen.
Ja. Zunächst machte ich weiterhin das „Echo des Tages“. Irgendwann kam eine neue Sendung mit dem Titel „Die Abendgesellschaft bei Peter von Zahn“ ins Programm. Wenn sie so wollen, war das der intellektuelle Vorläufer unserer heutigen „Talkshows“. Das war lange vor der Währungsreform, also zwischen 1945 und 1947. Zahn fragte mich: „Jürgen, Sie sind doch clever! Versuchen Sie sich doch einmal als Straßenbahnschaffner!“ Nun muß man dazu wissen, dass die Schaffner in Hamburg die „bösen Buben der Nation“ waren und sogar als Hilfsbüttel der Alliierten Polizeibehörden betrachtet wurden. Die Straßenbahnen waren ja als Hauptverkehrsmittel total überfüllt und die Schaffner sollten nun abklingeln und eigentlich alle Leute rausschmeißen, die einen Büdel mit Kohlen dabei hatten oder mit sonstiger Hamsterware. Nur wagte das natürlich kaum einer, weil er Angst hatte, von den übrigen Fahrgästen „auseinandergenommen“ zu werden. Ja, die Schaffner wurden damals kaum geliebt und sie waren auf jeden Fall die Dummen, wenn die Bahn von den sogenannten „Rotkäppchen“ (Militärpolizei) kontrolliert wurden. Also, ich ging zur Straßenbahn und machte die Ausbildung zum Schaffner. In jenem furchtbar kalten Winter 1946/47 – wir saßen da in der Schaffnerschule in der Gärtnerstraße – habe ich die Fahrerprüfung abgelegt: da hieß es, Kabel richtig umzulegen usw. Dann bin ich mit der legendären Hamburger Linie 18 gefahren. Unser Depot war am Krohnskamp. Meine Dienstnummer war K 451. Ich habe dann alles, was mir interessant erschien, aufgeschrieben und das später „nachgestellt“ – heute würde man sagen: inszeniert. Diese Wochen als Schaffner haben mir Spaß gemacht. Ich hatte natürlich für jeden Halt auf der Strecke eine eigene Ansage, beim NWDR beispielsweise: „Nordwestdeutsches Irrenhaus, die Verrückten bitte hier aussteigen“ oder unten am Stephansplatz beim „Waterloo“-Kino: „Heute läuft kein guter Film, bitte ersparen Sie sich das!“. Viele Fahrgäste mochten das und steckten mir sogar manchmal irgendetwas Eßbares zu. Dann kam die Sendung und Zahn sagte zu den dort versammelten Koryphäen, er würde jetzt die Hörbilder seines jüngsten Reporters vorführen, die wie ein akustisches Fotoalbum klingen würden. Und siehe: Sie wurden ein großer Erfolg.
Ja, nach meinem „Durchbruch“ mit der Schaffner- Reportage kam ich nach Berlin, wo der NWDR eine Filiale am Heidelberger Platz aufmachte. Da war ich der einzige Reporter. Mein Chef hieß Heinz Rieck – seine Tochter Barbara ist heute noch meine ständige Regieassistentin. Bei ihm und von ihm habe ich sehr viel gelernt und stellte ,bemerkenswerte‘ Reportagen für das „Echo des Tages“ her. Zum Beispiel ein Pseudo-Interview mit Ingrid Bergman, die gar nicht in Berlin war und somit nichts von ihrem „Glück“ ahnte: Ich habe einfach den Ton aus ihrem neuen Film mit einem alten Mikrofon von der Leinwand abgenommen. Alles unter einfachsten Voraussetzungen. Mein Gott, wie würde man heute so etwas machen?
Der verlief ziemlich reibungslos. Ich interviewte den namhaften Film- und Theaterregisseur Fritz Kirchhoff. Der hatte große UFA-Filme hergestellt und gerade mit Hilde Körber seine erste eigene Filmproduktion eröffnet, die PONTUS-Film. Das Interview gefiel ihm und er bot mir an, bei ihm als Lehrling einzusteigen. Der NWDR benahm sich sehr nobel; man gab mir ein sehr gutes Zeugnis, in dem u.a. stand: „Er verläßt uns, um sich beim Film auf ein eventuell in Deutschland zu eröffnendes Fernsehen vorzubereiten.“
Das war erst 1948. So fing ich als Regieschüler bei der PONTUS an; arbeitete dann als 2., später als 1. Regieassistent, diente mich also da ziemlich schnell hoch. Kirchhoff war stellvertretender Vorsitzender des Produzentenverbandes und durch ihn lernte ich auch Gyula Trebitsch kennen, den Mann, den ich bis heute für den bedeutendsten deutschen Produzenten halte und in dessen Studio Hamburg ich jahrelang gearbeitet habe. Insgesamt bekam ich so eine fundierte Ausbildung, wie sie heute kaum einer mehr bekommt – bei allem Respekt vor den Filmhochschulen. Ich assistierte damals bei sehr renommierten Regisseuren. Doch schon 1950 kam dann die erste große Filmpleite, bei der der deutsche Film baden ging.
Ja, Kirchhoff gab mir die Chance. „Zwischen Ebbe und Flut“ gewann in Bern auf der Kulturfilm-Biennale den ersten Preis. Und als Filmsprecher fungierte der Schauspielschüler Günter Pfitzmann, auch Eva Probst war dabei. Der Film hatte seinen Charme dadurch, das ich ihn so wie meine Rundfunksendungen angelegt habe, gleichsam als feuilletonistische Reportage.
Ja. Also während der ersten Filmkrise meldete sich Dr. Werner Pleister bei mir, den ich als Hörfunk- Programmdirektor kannte. Er war der erste Fernsehbeauftragte und da er mich als Reporter vom Hörfunk kannte und auch meinen Kurzfilm gesehen hatte, meinte er, ich müsse eigentlich ein idealer Fernsehmann sein. Ich sagte sofort: „Gut, überredet, ich bin dabei!“. Dann kam von ihm die Einschränkung: „Ja, aber viel Geld können wir nicht bezahlen!“ Nun gut, also machte ich weiter Funkreportagen, und bekam dafür das dringend benötigte „Kleingeld“. Und dann zog der Versuchsbetrieb aufs Heiligengeistfeld.
Ja, in dem großen an der Feldstraße sind heute u.a. Büros und Fotoateliers, dort bezogen wir später Quartier. Aber vorher saßen wir im kleinen Bunker am St. Pauli-Platz, ganz oben im 12. Stockwerk, mit ca. 20 Mitarbeitern. Der Einzige, den es praktisch heute noch gibt, ist Ruprecht Essberger, der später die erfolgreichen „Die Schölermanns“ gemacht hat. Pleister war klug genug, den praktischen Teil der Entwicklungsaufgabe an Hanns Farenburg zu delegieren, einen Original Berliner, der schon 1936 beim Paul-Nipkow-Sender gearbeitet hatte. In seinem Zimmer mit den extrem dicken Wänden, in die Löcher für die Fenster hineingebrochen worden waren, fand stets die morgendliche Lagebesprechung statt: „Jürgen, was können wir heute senden? Auf der Eisbahn ist eine große Veranstaltung mit Maxi und Ernst Bayer, den Olympiasiegern von 1936 im Paarlauf!“ Zu der Zeit war ich bereits ein leidenschaftlicher Eishockey-Spieler. Farenburg meinte: „Versuch doch nach der Veranstaltung, die Bayers hier rauf zu locken!“. Nun gut, ich habe dann erst einmal Eishockey gespielt und um 20.15 Uhr saß unsere Ansagerin Irene Koss bereits vor einer der beiden elektronischen Kameras und sagte: „Guten Tag, meine Damen und Herren, hier ist der Versuchssender des Nordwestdeutschen Rundfunks. Was sie heute sehen werden, können wir Ihnen noch nicht genau sagen. Aber unser Reporter Jürgen Roland ist unterwegs.“ Tatsächlich gelang es mir dann, wirklich in letzter Minute, die beiden populären Paarlauf-Sieger ins provisorische Studio zu bringen.
Eigentlich nur „Verrückte“ – das darf ich sagen, denn einer dieser „Verrückten“ war schließlich ich. Und dann waren da noch ein paar „Weicheier“, die wir sehr schnell rausgeschmissen haben. Ein tolles Team, darunter der erfahrene Erwin Fuchs vom Breslauer Liebig-Theater, der später Peter Frankenfeld entdeckt hat. Wir mussten unsere Interviewgäste teilweise danach aussuchen, ob sie jung und kräftig genug waren, 12 Stockwerke hochzusteigen, denn die anderen Firmen im Bunker, die die Paternoster finanzierten, stellten sie um 7 Uhr abends ab: „Da oben sitzen ein paar merkwürdige Typen, die ‚Fernsehen‘ machen wollen – was geht uns das eigentlich an?“ Also kamen Leute über 50 Jahre mangels Kondition kaum noch zu uns nach oben.
Das geht auf meine Zeit beim Rundfunk zurück. Ich war sehr schnell auf „Sensations“-Berichterstattung spezialisiert, weil ich der jüngste war und keiner so recht daran wollte. Zur Sensationsberichterstattung gehörte natürlich auch die Polizei. Eines Tages kam der Alarmruf: „Mord auf der Großen Freiheit!“. Da bin ich mit meinem NWDR-Aufnahmewagen ausgerückt, einem umgebauten Leichenwagen von einem Beerdigungsinstitut. Bei meiner Ankunft wartete schon eine riesige Menschenmenge – es stellte sich heraus, dass ein Polizeibeamter erschossen worden war. Dann habe ich sofort vor Ort eine Reportage gemacht und später auch mit der Frau des getöteten Beamten gesprochen. Das hat mir Eindrücke vermittelt, die mich bis an mein Lebensende begleiten werden: Über die Problematik des Polizeiberufes, über die Schwierigkeiten und generell das Problem, Polizeibeamter zu sein. Von dem Tage an hatte ich einen großen Respekt vor dem, was Polizisten leisten. Bei allen meinen Arbeiten hat mich immer eines gereizt: Der Mensch – mit seinen Abgründen, aber auch mit der Bereitschaft, sich für Andere zu engagieren. Auf der einen Seite die Menschen, die oft sehr vorschnell als Kriminelle bezeichnet werden und die in der Tat nicht immer im Rahmen der Gesetze operieren, auf der anderen Seite eine Truppe von Frauen und Männern, die dafür sorgen, dass eben diese Gesetze ihre Geltung behalten.
Ja, der NDWR schickte mich nach Amerika. Ich musste mich dort auf einer International School qualifizieren. Über das State Department war eine Reise für mich organisiert worden, wie man sie nur einmal im Leben machen kann. Das begann mit einem Empfang beim amerikanischen Präsidenten, über ein Mittagessen mit Gary Cooper bis hin zur Beobachtung der Arbeit bei der Homicide Division in Chicago. Das paßte gut zu meinem Auftrag, die Zusammenarbeit zwischen Fernsehen und Polizei zu studieren. Da stieß ich sehr schnell auf die Sendung „Dragnet“...
Nein, gegen diese Vermutung habe ich mich immer sehr gewehrt. Sie war sicherlich Anregung, mehr nicht. Im übrigen war die 25 Minuten lang. Der Producer, Autor und Hauptdarsteller war Jack Webb, ein Mann, mit dem ich mich sehr schnell sehr gut verstand. Seine Sendung hat mit meiner Reihe eine Gemeinsamkeit: Es waren authentische Fälle, die verfilmt wurden – und Webb hat aus der Zeitknappheit heraus den Sprecher im „Off“ eingeführt, eine dramaturgische Aktion, die wir beim „Stahlnetz“ übernommen haben.
Richtig. Und besonders glücklich macht mich, dass meine Tochter Jessica jetzt in meine Fußstapfen tritt und für die neue Staffel die Bücher schreibt. Ich habe mich sehr gefreut, dass die ersten, gerade ausgestrahlten Folgen solchen Erfolg hatten.
Ja. Ich habe neulich gelesen, dass es sogar schon eine Doktorarbeit über meine Wallace-Verfilmung „Der rote Kreise“ gibt. Es ist eines der besten Bücher von Edgar Wallace und sechs oder sieben Mal verfilmt worden. Unser „Roter Kreis“ von 1959 gilt als eine sehr gelungene filmische Umsetzung und war darüber hinaus auch an der Kinokasse sehr erfolgreich. Ab sofort galten Wolfgang Menge, mein „Stahlnetz“-Autor, der auch hier das Drehbuch geschrieben hatte, und ich als „Edgar-Wallace- Spezialisten“. So entstand „Der grüne Bogenschütze“ und „Die seltsame Gräfin“, wo ich die Regie übernahm, als mein Kollege Josef von Baky ausfiel.
Ja, der entstand auch nach einem Drehbuch von Wolfgang Menge, mit dem ich schon als junger Journalist befreundet war, als er beim „Hamburger Abendblatt“ anfing und ich Reporter beim NWDR war. Er arbeitete vorübergehend in Hongkong als Auslandskorrespondent und kam gerade zurück, als ich im Fernsehen den Vorläufer von „Stahlnetz“, die Sendung „Der Polizeibericht meldet...“ machte. Menge erfand für meine Sendung u.a. die Familie Bese, eine Art Vorläufer seines späteren legendären „Ekels Alfred“. Unseren (ganz am Anfang) knapp 2000 Zuschauern gefiel das sehr und so kamen immer mehr Zuschauer und neue Themen. Nach einem Drehbuch von Wolfgang Menge habe ich 1958 meinen ersten Kino-Spielfilm gemacht, eine Episode von „Unser Wunderland bei Nacht“. Wir waren drei junge Regisseure, Hans Heinrich, Reinhard Elsner und ich. Meine Geschichte über die „Davidwache“ war 33 Minuten lang, mit Thomas Holzmann, Paul Esser und Hilde Sessak.
Kein Wunder, der Film ging baden, weil der Verleih darauf bestand, dass ein Berliner Kabarettist Überleitungen zwischen den Episoden machte, die sehr schlicht gestrickt waren und keinesfalls dem entsprachen, was mir vorschwebte. Die machten den Film kaputt, so dass ein Kritiker in der „Welt“ schrieb: „In seinem ersten Spielfilm geht Jürgen Roland, renommierter Regisseur vom ‘Stahlnetz’, schnurstracks auf den zellophanenen Strich.“ Mich hat das damals sehr geärgert, traurig gemacht und böse.
Ja. Diesen Film habe ich immer sehr geliebt, u.a. spielten Wolfgang Kieling, Hanns Lothar, Günther Ungeheuer, Günter Neutze, Hannelore Schroth und Ingrid André mit. Das war ein gelungener Wurf und er gehört bis heute zu den geschäftlich erfolgreichsten Nachkriegsfilmen und erhielt gleichzeitig sehr gute Kritiken.
Ja, in Asien „Das Mädchen von Hongkong“ und „Lotosblüten für Miss Quon“ oder „Die Flußpiraten des Mississippi“ in Jugoslawien. Alles keine Filme, die sich der modernen deutschen jungen Welle zuordnen ließen, aber dem Publikum und mir haben sie Spaß gemacht. Völlig idiotisch war der Versuch von einigen Interessierten, mich in eine Kampfstellung mit dem Neuen deutschen Film zu bringen. Ich habe beispielsweise Rainer Werner Fassbinder sehr geschätzt und mich gut mit ihm verstanden: Das war ein Mann, der hatte etwas zu sagen! Aber wenn andere Leute glaubten, man muss nur mit der Kamera wackeln, dann ist das moderne Filmkunst, war das nicht meine Sache. Später durfte ich dann den „Transport“ drehen, einen Antikriegsfilm mit Hannes Messemer, eine neue schöne Aufgabe! Danach kam dann beim Fernsehen die Serie „Dem Täter auf der Spur“, bei der das Publikum den Mörder erraten mußte und die über viele Jahre lief. Und dann sind wir ja schon fast in der Gegenwart, denn auch das „Großstadtrevier“ läuft inzwischen über 15 Jahre.
Ich bin stolz darauf, keinen Film gemacht zu haben, bei dessen Wiederholung im Fernsehen ich sagen muss: Ich bin froh, wenn der endlich vorbei ist. Natürlich sind sie unterschiedlich in der Qualität, aber auch so ein Film wie „Der schwarze Panther von Ratana“ hat ja etwas, weil wir in der damaligen Zeit reizvolle Aufnahmen von Thailand machen konnten. Und er war hochkarätig besetzt und er hatte eine Action, die damals beachtliches Aufsehen erregte.
Ja, bei dem stimmte einfach alles. Das war ja auch der erste und einzige Film von mir, wo ich finanziell aus dem Vollen schöpfen konnte. Die „Vier Schlüssel“ beruhten ja auf einer wahren Begebenheit. Zudem hatte ich ein Team, mit dem ich blitzschnell umdisponieren konnte. Der Film bekam von der Kritik Lobeshymnen und ich persönlich fand ihn stärker als die zuvor gedrehte „Davidwache“.
Das hat mein Freund Joachim Fest als Überschrift zu einem Artikel anläßlich meines 65. Geburtstages in der „FAZ“ geschrieben. Das ist eine schöne Formulierung, nicht wahr? Denn meine Geschichten sind eigentlich alle irgendwo wahr. Wenn ich eine Geschichte erzähle, muss und darf ich sie sicherlich etwas ausschmücken, ausspinnen, aber im Ansatz muss sie stimmen. Wie beispielsweise das Bild, welches ich häufig von St. Pauli gezeichnet habe, in seinen Grundzügen stimmen muss. Damit habe ich ja beim Hörfunk angefangen, mit meinen Hörbildern: Geschichten zu erzählen und weniger nackte Tatsachen zu reportieren – Geschichten über realistische Vorgänge! Sicher: Es ist ein schweres Geschäft, Filme zu machen, aber gleichzeitig ist es ein wunderbarer Job – und ich habe es mein Leben lang geliebt, Geschichten in Bildern zu erzählen!