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John Hans Brahm

 

Regisseur, Schauspieler

 

Hans Julius Brahm wurde am 17.08.1893 als Sohn des Schauspielers Ludwig Brahm und seiner Frau Martha in Hamburg geboren. Sein Onkel, Otto Brahm, war ein bekannter Theaterdirektor und Theaterkritiker in Berlin. Hans Brahm, der zunächst Architektur studieren wollte, ging ans Theater und debütierte 1911 in einer Aufführung von Wedekinds "So ist das Leben" im Thalia Theater in Hamburg. Ab 1912 nahm er Schauspielunterricht bei dem Leiter der Arbeiterbildungskommission Leopold Jessner. Nach einem Engagement 1912-14 am Deutschen Landestheater in Prag, trat er 1914/15 erneut am Thalia-Theater auf: In Ibsens "Die Wildente" spielte er den Molvig und in Hauptmanns "College Crampton" übernahm er die Rolle des Popper. Während seines Dienstes als Soldat an der Ost- und Westfront 1915 leitete er 1915 eine Fronttheatergruppe. Nach dem Krieg wirkte Hans Brahm an verschiedenen Berliner Theatern mit und führte dort in dem Stück "Die Irren" von Ulrich Steindorf erstmals Regie. Er heiratete am 30.06.1919 die Schauspielerin Johanna Hofer. Nach der Scheidung wechselte Hans Brahm an das Deutsche Volkstheater nach Wien, arbeitete dann mehrere Jahre als jüngster Regisseur am Wiener Burgtheater. Es folgten Arbeitsaufenthalte in Berlin sowie in Paris als Dialog-Regisseur bei der deutsch-französischen Co-Produktion "Großstadtnacht". Hans Brahm lernte die Schauspielerin Dolly Haas kennen, die er später auch heiratete, und ging mit ihr auf eine Tournee, bei der beide eine Theaterfassung ihres erfolgreichen Spielfilms "Um einen Groschen Liebe/Scampolo, ein Kind der Straße" (Regie: Hans Steinhoff, 1932) darboten.
Nach England emigriert, wurde Hans Brahm als Associate Producer von Julius Hagen bei der Dickens-Verfilmung "Scrooge" und des Eisenbahnfilmes "The Last Journey" eingesetzt, danach folgte ein Remake des Griffith Klassikers "Broken Blossoms" mit Dolly Haas in der Hauptrolle, bei der Hans Brahm Regie führte. Dieser Film über das traurige Leben eines jungen Mädchens, das von einem armen Chinesen in London vor seinem brutalen Vater in Schutz genommen wird, lief mit Erfolg auch in Amerika.

 

Auf Empfehlung des Agenten Myron Selznick siedelte Hans Brahm 1936 gemeinsam mit Dolly Haas nach Hollywood über, wo beide 3-Jahres-Verträge bei der Columbia erhielten. Gedreht wurden hauptsächlich Justiz- und Kriminalfilme, u.a. "Let us live" mit Henry Fonda und Maureen O´Sullivan in den Hauptrollen.
Ab 1940 wurde Brahm von der 20th Century Fox unter Vertrag genommen und entwickelte sich zu einem Spezialisten für Filme mit britischen Bezügen, teils mit antinationalsozialistischen Themen, wie in den Filmen "Escape to Glory" und "Tonight We Raid Calais" deutlich wird.
Ferner konzentrierte sich Hans Brahm auf viktorianische Psycho-Thriller in der Tradition der Gothic Novels. In diesen Genre erschaffte Hans Brahm die Filme, die als seine besten Werke gelten: "The Undying Monster", in dem ein Werwolf in einem Adelssitz sein Unwesen treibt, "The Lodger", in dem ein Untermieter sich als Jack the Ripper entpuppt und "Hangover Square", in dem ein Komponist zum Mörder an Nachbarn und Musikliebhabern wird, sobald er misstönende Geräusche hört. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges entstanden unter der Regie Hans Brahms Vorläufer des "Film Noir" wie "Guest in the House", "The Locket" oder "The Brasher Dubloon", in denen es ihm durch seine am Theater geschulte Schauspielerführung, seine Fähigkeit Licht und Schatten klug einzusetzen und Persönliches in seine Filme einzufügen gelang, ein weit komplexeres Bild seiner Figuren zu schildern, als in Hollywood-Produktionen sonst üblich.


Original-Ton, Hans Brahm zu seiner Regiearbeit:
"Inner feelings, inner needs, inner emotions, but not for effects sake. That is effective in itself and a certain gift you have or don´t have. But in my case it works…"
(Brahm zu Jan-Christopher Horak, unveröffentlichtes Interview,1975).

 

Ende der vierziger Jahre drehte Brahm verschiedene Filme in Europa, ab 1955 dann arbeitete er ausschließlich für das amerikanische Fernsehen, u.a. für Serien wie "Alfred Hitchcock presents", "The Twilight Zone" oder "Thriller". Das Makabre zählte zu seinem Metier. In seinen Filmen traten Stars wie Bette Davis, Franchot Tone, John Cassavetes und Ginger Rogers auf. 1967 gelang Hans Brahm ein letzter Kinoerfolg mit dem Highway-Film "Hot Rods to Hell"(mit Dana Andrews und Mimsy Farmer), in dem sich ein nach einem Verkehrsunfall traumatisierter Familienvater, der sich von den groben Scherzen einer Jugendbande auf  otorrädern unter Druck gesetzt fühlt, gegen seine Angreifer wehrt und schließlich Rache übt.

Am 11. Oktober 1982 starb Hans Brahm in seinem Haus in Malibu, Florida.v

 

Filmographie

 

(Quellen:Staatsarchiv Hamburg: CineGraph Lg.24 Hans Brahm, D1-D3.

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Fotos: Staatsarchiv Hamburg)