Wie die Bilder laufen lernten...
Das Jahr 1895 ist unstrittig als das Geburtsjahr der Kinematographie anzusehen: Gleich mehrere Erfinder und Verfahren traten teilweise fast gleichzeitig (und wahrscheinlich auch voneinander beeinflußt) an verschiedenen Orten auf: Nach den Brüdern Lumière in Paris präsentierten kurze Zeit später Filoteo Alberini in Italien, Ottmar Anschütz und die Brüder Skladanowsky in Berlin sowie der Amerikaner Thomas A. Edison in New York jeweils verschiedene Verfahren zur Vorführung "lebender Bilder".
Am 16. Mai 1895 erschienen auch in verschiedenen Hamburger Zeitungen Werbeanzeigen für die ersten Vorführungen von "Edison's Kinetoskop". Hinter diesem Verfahren verbarg sich allerdings noch keine Großprojektion, sondern das Publikum konnte die "lebenden Bilder" nur durch Hineinschauen in einen der fünf Apparate sehen, die (wie es in zeitgenössischen Presseberichten heißt) in den "elegant ausgestatteten Parterreräumen des Hauses Gänsemarkt Nr. 2" aufgestellt worden waren.
"Auffällig die Parallelen insbesondere in der Entwicklung in der Frühzeit der Kinematographie - zwischen Paris und Hamburg. So findet sich im "Hamburger Fremdenblatt" beispielsweise am 24. Januar 1896 eine Anzeige über das Programm im "Hansa-Saal-Theater": Hier fand neben dem Auftritt des "französische Gesangs- und Tanz-Quartetts Geschwister Margit" auch die Vorführung einer "Gallerie lebender Bilder statt" - und natürlich fehlt auch der Hinweis nicht, dass sie "bislang nur in London und Paris vorgeführt" worden waren.
Eine andere Anzeige, ebenfalls aus dem "Hamburger Fremdenblatt", nun allerdings bereits vom 24. Mai 1896, preist ausdrücklich den "Kinematographen Lumière, Kaiser Wilhelmstraße 11-15 gegenüber d. Conventgartens" an und zitiert ausgiebig die Lobeshymnen der Presse. Im April 1897 nahm das "Hansa-Theater" aufgrund des offensichtlichen Erfolges sofort weitere Filmvorführungen in seinen Spielplan auf; so unter anderem das "Pariser Sensationsbild: Le Coucher de la jeune Mariée", der den Bilderreigen eröffnete. Auch hier werden wieder die Parallelen zu Frankreich und den Gebrüdern Lumière deutlich.