Filmstadt Hamburg

Der deutsche Film in der Krise – die Amerikaner trumpfen auf

Ende November 1962 fielen zwei ganz unterschiedliche Ereignisse im Filmsektor zeitlich zusammen: Zum einen geriet die in Hamburg ansässige Real-Film von Walter Koppel und der mit ihr eng verflochtene Europa-Filmverleih in finanzielle Schwierigkeiten. Um die Auswertung des Filmstocks zu sichern, wurde mit Hilfe von Theaterbetreibern der neue Verleih „Europa-Filmring“ gegründet, dem allerdings auch nur ein relativ kurzes Leben beschieden sein sollte. Bereits Anfang 1962 war mit der Ufa Film Hansa des Filmkaufmanns Theo Osterwind ein traditionsreicher deutscher Filmverleih in Konkurs gegangen. Ebenfalls am 26. November 1962 lud die amerikanische Filmgesellschaft „Universal-International“ zu einer großen Pressekonferenz nach Hamburg ein. Der Präsident der Gesellschaft, Milton R. Rackmil, stellte persönlich (auf einer Europa-Tournee?) ein neues Investionsprogramm vor, mit dem für rund 10 Millionen US-Dollar das Produktionszentrum für Kino- und Fernsehfilme in Hollywood ausgebaut werden sollte. Der Filmverleih „Universal-International“ hatte in der Filmspielzeit 1961/62 mit der Doris-Day-/Rock-Hudson-Komödie „Ein Pyjama für zwei“ laut Branchenorgan „Filmblätter“ den in deutschen Kinos meistgespielten Film in seinem Verleihprogramm gehabt und besaß deswegen Vorbildcharakter als erfolgreiche Verleihgesellschaft. Erst einige Monate zuvor war der Filmverleih von der amerikanischen Talentagentur MCA und deren Chef Lew Wasserman, mit der die Filmgesellschaft bereits seit einigen Jahren kooperiert hatte, nunmehr vollständig übernommen worden. Die ehrgeizigen Pläne, die auch die 1964 realisierte Einrichtung eines für die Öffentlichkeit zugänglichen Themenparks auf dem Studiogelände vorsahen, bescherten dem jahrelang für seine Billigproduktionen bekannten Studio zunächst einmal kräftigen Aufwind. Letztlich konnte aber auch diese Plänen die Schwierigkeiten der insgesamt in Bedrängnis geratenen Filmgesellschaften, verursacht durch verändertes Zuschauerverhalten und das inzwischen weit verbreitete Fernsehen, nicht dauerhaft beseitigen.