Filmstadt Hamburg

Konkurrenz fürs Kintopp: Das "Pantoffel-Kino" startet

Seit dem 27. November 1950 wurde vom damaligen „Nordwestdeutschen Rundfunk“ (NWDR) eine über zwei Jahre dauernde Versuchsphase veranstaltet, die insofern interessant ist, weil sie Strukturen und Zusammenhänge hinterließ, die noch heute organisatorisch, technisch und programmlich wirksam sind. In dieser Zeit war der NWDR eine Arena der Experimente für alle Bereiche. Die britische Militärregierung hatte nach dem Kriegsende grundsätzlich alle Fernsehversuche verboten. Ihr Einverständnis für den Beschluss des NWDR-Verwaltungsrates erfolgte erst am 13. August 1948, die Entwicklung des Fernsehens erneut aufzunehmen. Dadurch wurde der Grundstein für eine interessante neue Phase der technischen und programmlichen Innovation gelegt. Während das Fernsehen der NS-Zeit seinen Schwerpunkt in Berlin (und mit Einschränkungen im besetzten Paris) hatte, war in der Nachkriegszeit nunmehr Hamburg das Zentrum für das Fernsehens im Nachkriegsdeutschland. Die Mitarbeiter von Technik und Programm waren zunächst in alle Winde zerstreut, die Berliner Anlagen des Femsehsenders „Paul Nipkow" im Krieg zerstört und nur wenige Geräte gerettet. Hamburg wurde das Sammelbecken Femseh-Mitarbeiter aus der Berliner Zeit, nicht nur im Bereich der Organisation (Hans-Joachim Hessling u.a.), der Produktion (Hans Sester, Hans Grack, Alfred Reimes) und des Programms (u.a. Hanns Farenburg). Ganz besonders kontrovers wurde die Personalie Werner Pleister und seine Mitgliedschaft in der NSDAP diskutiert (alle genannten Mitarbeiter waren übrigens an der Produktion der offiziellen Start-Sendung am 25. Dezember 1952 beteiligt). Ein Fotoreporter der Bilddagentur Conti-Press hielt Anfang November 1950 mit zwei Bildern fest, wie Neugierige in einer öffentlichen Fernsehstube im Keller des Alsterpavillons die ersten Testprogramme verfolgen. Die Örtlichkeit war gewählt worden, weil man auf Infrastruktur zurückgreifen konnte, die bereits bei ähnlichen Testprogrammen in Hamburg anlässlich von Sportereignisübertragen während der Olympiade 1936 installiert worden war (der Alsterpavillon war zwar im Krieg zerstört worden, nicht jedoch sein Fundament). (Text: Dr. Gerhard Vogel, Hamburger Flimmern Heft 9/2002)