Filmstadt Hamburg

Großer Bahnhof für ein neues Kino

Am 6. September 1974 wurde nach langer Zeit endlich wieder ein neues Lichtspieltheater in Hamburg eröffnet: Das "Piccadilly" am Steindamm. "Nach 15 Jahren wieder ein Kino-Neubau in Hamburg" lautete die Schlagzeile im Hamburg-Teil der Tageszeitung "Die Welt". Man rechne bei rund 35.000 Menschen, die den Steindamm täglich passierten, mit vielen potenziellen Zuschauern. Die Architekten Jo. Glüer und Gerd W. Blättchen hätten den Neubau mit einem Kostenaufwand von ca. 800.000 Mark für die Theaterbesitzer Betzel, Knapp und Bunar errichtet (siehe dazu auch die Fotos von den Entwurfsskizzen für die  Innendekoration). Das "Piccadilly" beherbergte drei Säle und war kein Umbau, sondern ein kompletter Neubau (Kino A hatte 310 Plätze und zeigte Action-Filme. Kino B mit 180 Sitzen sollte "gehobene" Unterhaltung bringen und Kino C so genannte anspruchsvolle Studio-Filme zeigen, bei Eintrittspreisen zwischen 6 und 8 DM. "Zur Piccadilly-Eröffnung wird heute gejazzt" lautete die Überschrift im Lokal-Teil der "BILD"-Zeitung - das Boulevard-Blatt hatte gleich 300 Leser zur Eröffnungsvorstellung eingeladen. Um dem englischen Namen gerecht zu werden (es hatte übrigens unter gleichen Namen schon einmal früher ein Kino in Hamburg gegeben), hatte der Betreiber Bunar einen roten Original-Londoner Doppeldecker-Bus gechartert und eine Laiendarsteller als britische Bobbys verkleidet. Einige Jahre lief das Kino mehr oder weniger gut und noch Anfang der 1980er Jahre wurden hier obskure Italo-Western wie "Apache Woman" oder harte Kriegsfilme wie "Die zum Teufel gehen" gezeigt. Bald darauf setzte der endgültige Niedergang des Steindamms zur Schmuddelmeile ein und das Kino wurde nach und nach zu reinem Porno-Kino umfunktioniert, später wurden die Säle zu Videokabinen mit Sexfilm-Angeboten umgebaut.