Filmstadt Hamburg

Ein Alsterdampfer wirbt für die größte Geschichte aller Zeiten

Im Sommer 1965 stand die Werbeabteilung des US-Filmverleihs United Artists vor dem Problem, für einen monumentalen Historienfilm das Publikum begeistern zu müssen. Das knapp vierstündige Epos von US-Regisseur George Stevens um die Geschichte von Jesus von Nazareth wies eine schier endlose Starparade auf: Max von Sydow, Carroll Baker, José Ferrer, Charlton Heston, Martin Landau, Angela Lansbury, Roddy McDowall, Sal Mineo, Donald Pleasence, Sidney Poitier, Claude Rains, Telly Savalas, Joseph Schildtkraut, Shelley Winters und Westernlegende John Wayne als römischer Zenturion. Der Film war einer der letzten Versuche, das technisch komplizierte Cinerama-Verfahren, bei dem drei Kameras gleichzeitig den Film aufnahmen, der später auch über drei Projektoren synchron abgespielt wurde, zu etablieren. Und es war auch einer der letzten Historienschinken, deren große Zeit eigentlich inzwischen vorüber war. So kam man beim Verleih auf die Idee, den deutschen Kinostart am 5. August 1965 in Hamburg mit einer Sonderschau über die aufwendige Entstehungsgeschichte des Films und seiner Historien-Thematik zu begleiten, wofür eigens ein Alsterdampfer angemietet wurde. Um auf den Film und die Ausstellung aufmerksam zu machen, fuhr ein Umzugswagen mit riesigem Transparent in Runden immer wieder durch die Innenstadt. Hochgezogene Fotos aus der Produktionsphase des Films und informative Texte warben für einen Besuch des Films – offenbar aber nur mit mäßigem Erfolg. Selbst eingefleischte Filmfans sahen nämlich eher mit ungläubigem Staunen, wenn ihr Idol John Wayne - unglaubwürdig als römischer Zenturion verkleidet - über den ans Kreuz geschlagenen Jesus Christus sagt: „Wahrlich, dieser Mann war ein Sohn Gottes!“. Außerdem waren nur wenige Kinos in Hamburg in der Lage, überhaupt auch Cinerama-Filme richtig vorzuführen, so u.a. das Grindel-Kino. Trotzdem gaben Filmpromoter Klaas Akkermann und seine Mannschaft auch bei ihrer ungewohnten Rolle als Ausstellungsmacher ihr Bestes und geleiteten einige Gäste sogar persönlich durch den Alsterdampfer und gaben persönliche Erläuterungen.