„[…] wir können uns insgesamt die Unterschutzstellung dieses desolaten Kinos nicht vorstellen.“ Sachbearbeiter Hr. Ewoldt an die Bauprüfabteilung des Bezirksamts Altona am 5.7.1983
Der Spiegel, in der Zulassungskorrespondenz Altonaer Lichtspiele genannt, war von 1951 bis April 1983 in Betrieb. Der Bau wurde 1948 auf dem Grundstück zweier im Krieg zerstörter Häuser geplant und schließlich in der heutigen Bahrenfelder Strasse 177/179, damals Hausnummer 175/181 in Ottensen von dem Architekten Kurt Tripcke errichtet. Eigentlich wurde ein viergeschossiges Wohnhaus erdacht, in dessen Erdgeschoss das Kino einziehen sollte. Das Konzept kam aber nur zweigeschossig zur Ausführung. In der zweiten Etage waren Wohnungen untergebracht.
Die Inhaber des Spiegels waren Hugo Timmermann und E.H. Schneider. Das Foyer des Kinos nahm die gesamte Frontseite, die direkt zur Strasse lag, in Anspruch. Der Mittelteil der Fassade wurde in der Art von großflächigen Schaufenstern verglast. Der Sockel und die Stützen waren mit schwarzem Glas verkleidet. Hinter diesem zur Strasse parallel liegenden Bauteil befand sich der Kinosaal. Der Kinosaal war trapezförmig gebaut und wurde zur Leinwand hin schmaler. Das Gestühl fiel zur Leinwand hin ab. Die Decke des Saales schwang sich von der Vorführbühne in vier überlappenden Wellen zur Leinwand, was eine hohe akustische Wirksamkeit erzielte. Die Seitenwände des Saales waren mit Stoff bespannt. Das Kino mit ca. 500 Plätzen (zeitweilig ca. 565 Sitze) wurde 1958 mit einem Cinemascope-Projektor ausgestattet.
In dem 1957 erschienenen Standardwerk über die deutsche Kinoarchitektur von Paul Bode wurden nur drei Hamburger Kinos erwähnt, neben dem Rex in Wandsbek und der Jalousie in Winterhude der Spiegel in Ottensen. Daraus lässt sich schließen, dass der Spiegel ein wichtiges Zeugnis der Kino-Kultur der Nachkriegszeit war. Das war auch der Grund, warum 1982 ein Streit um die Denkmalschutzwürdigkeit des Kinos los brach. Die Hamburger Sparkasse (Haspa), seit demselben Jahr im Besitz des Grundstückes, wollte das Kino niederreißen und dort eine Haspa-Filiale errichten. Um das zu verhindern, wurde der Spiegel im Frühjahr 1983 für ein halbes Jahr unter vorläufigem Denkmalschutz gestellt. Die Begründung für die vorläufige Eintragung in die Denkmalschutzliste war, dass das Gebäude als ein vorhandener Kinobau vor 1965 in Hamburg eine besondere künstlerische und geschichtliche Bedeutung im Sinne des DSCHG § 2 Abs. 1 gehabt habe, und somit ein öffentliches Interesse an seiner Erhaltung bestünde. Das Unterschutzstellungsverfahren wurde dem Bezirksamt Altona am 28.12.1982 mitgeteilt, am selbem Tag ging auch der Antrag der Hamburger Sparkasse zum Umbau zur Haspa-Zweigstelle ein. Am 13.1. 1983 kam es zu einem Treffen von Haspa-Vertretern und den Unterzeichneten im Denkmalsschutzamt. Am 21.1.1983 fand eine Begehung des Gebäudes von den genannten Personen statt.
Letztendlich wurde das Denkmalschutzverfahren im Sommer 1983 eingestellt und die Haspa konnte eine Filiale dort errichten, die heute (Stand 2006) noch dort zu finden ist. Die Begründung der Kulturbehörde zur Einstellung des Denkmalschutzverfahrens war, dass das Kino von der äußeren Erscheinung nicht als schützenswert eingestuft werden könnte. Als schützenswert galt nur der Kinosaal, wenn er weiter als Kino genutzt werden könnte, was nicht der Fall war. Weiter hieß es, dass das Saalinnere bereits verändert wurde und das Gestühl nicht mehr vorhanden war.
Einige wie Clemens Winter wollten das Gebäude weiter als Kino nutzen, wofür es aber keine Möglichkeit gab. Da die Räumlichkeiten für eine Doppelnutzung, sprich Sparkasse und Kino zu klein waren, musste der Spiegel endgültig weichen.
(Quelle: Stadtteilarchiv Ottensen)
Die Tosca Lichtspiele, kurz Tosca Lispi befand sich in Ottensen in der Holländischen Reihe 50. Dieses Kino wurde 1929 von dem Architekten A. Schooch erbaut. Zu Anfang waren die Inhaber Hechscher & Lachmann, 1931 wurde die Leitung an O. Zander weitergegeben. Die Tosca Lichtspiele boten ca. 1000 Zuschauern Platz. Dieses Lichtspielhaus wechselte des Öfteren seinen Namen, bzw. war unter mehreren Namen gekannt, wie dem Volkstheater, Ottensener Park Theater oder dem Atlantik Kino.
Im Krieg wurde das Kino zerstört und später als Metropol neu aufgebaut. Das Metropol als Nachfolger der Tosca Lispi wurde 1948 als eines der modernsten Filmtheater der Stadt von dem Architekten Brandau erbaut. Das Kino besaß ca. 815 Sitzplätze. Geleitet wurde es von der Metropol- Theater und Lichtspiel GmbH. Der Geschäftsführer war Wachtendorf. Das Metropol war 20 Jahre in Betrieb und schloss seine Pforten 1968.
Heute befindet sich dort ein viergeschossiges Wohnhaus mit einem Supermarkt im Erdgeschoss (Stand 2006). Mit etwas Phantasie lässt sich das Kino noch erahnen.
Die Ottensener Lichtspiele wurden im Jahr 1913 in der heutigen Ottensener Hauptstrasse 39 im Herzen Ottensens von dem Architekten Albrecht Sander erbaut und im selben Jahr eröffnet. Das Gebäude war ein Neubau, vorher befand sich an dieser Stelle eine ländliche Poststelle.
Die Standortsbezeichnung sowie die Besitzer haben über die Jahre des Öfteren gewechselt: eröffnet wurde das Kino von der Neuen Lichtspieltheater GmbH in der Papenstrasse 15-17. 1927 wurde die Strasse in Heinrich Dulke Strasse umbenannt, 1930 wieder in Papenstrasse. Seit 1952 heißt diese Strasse nun Ottensener Hauptstrasse. Ab 1949 übernahmen Siegmund König und Georg Brüss die Lichtspiele, ab 1956 leitet Georg Brüss das Kino allein. Bis zu seiner Schließung war Johannes Betzel ab 1957 der Inhaber.
Das Kino eröffnete 1913 mit dem Film „Kurier des Zaren“, u.a. mit dem Darsteller Iwan Mosjukin. Dieses Kino war nicht auf bestimmte Filme spezialisiert, aber es wurden überwiegend Unterhaltungsfilme gezeigt. Die Ottensener Lichtspiele erfreuten sich großer Beliebtheit. Die Vorstellungen waren fast immer ausverkauft, die Menschen standen zum Teil bis auf die Strasse für Karten an. Für ein Arbeiterviertel wie Ottensen war der Kinobesuch eine willkommene Abwechslung zum anstrengenden Berufsalltag. Das Fernsehen fand ja erst viel später Einzug in deutsche Wohnzimmer.
Die Ottensener Lichtspiele gehörten zu den größten Lichtspielhäusern neben dem „Elite“ und den Nachkriegskinos „Der Spiegel“ und das „Metropol“ im Viertel. Die Ottensener Lichtspiele boten für ca. 800 Personen Platz, wobei die Sitzplatzzahl über die Jahre auf 748 (1949) schrumpfte. Es war mit einem Balkon und bequemen Polstersitzen ausgestattet. Das Kino überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet und konnte am 27.Juli 1945 als eines von zehn Lichtspielhäusern in Hamburg wiedereröffnet werden. 1958 wurde das Kino in der Ottensener Hauptstrasse für die Cinemascope-Projektion umgerüstet. Wie vielen Kinos erging es auch den Ottensener Lichtspielen: die große Kinowelle war vorüber, die Menschen hatten einen Fernseher zu Hause und besuchten immer seltener das Kino. So wurde 1963 der Bauantrag für einen Supermarkt genehmigt, im selben Jahr lief der letzte Film in den Ottensener Lichtspielen.
In das Gebäude der Ottensener Lichtspiele zog der Supermarkt „Bolle“ ein. Der Eingang des Supermarktes war wie der des Kinos. Heute beherbergt die Ottensener Hauptstrasse 39 den Bio-Supermarkt Achaldan. Bis auf angedeutete Säulen, die wohl mal das Foyer des Kinos getragen haben und eine alte Holztür im Seitenbereich, die wohl zum Kassenhäuschen gehörte, zeugt heut nicht mehr viel von dem Lichtspielhaus.
(Quelle: Stadtteilarchiv Ottensen)
Das Theater Lebender Photographien wurde 1906 in der Friedensallee 5 erbaut. Dieses Kino fasste 204 Plätze. Heute gehört das Gebäude zu dem Häuserkomplex, in dem sich auch das Filmhaus befindet. Mehr ist uns leider nicht über das Kino bekannt.
Das Lichtmeß Kino wurde am 2.2. 1991 in der Seifensiederhalle der ehemaligen Kosmetikfabrik „Dralle Fabrik “ (heute der „Ottensener Hof“) eröffnet. Den Namen hat das Kino in der Gaußstrasse 25 aus dem christlichen Glauben. Mariä Lichtmeß soll an Marias Besuch mit Jesus im Tempel von Jerusalem erinnern, der am 2. Februar statt gefunden haben soll. In der Volkskunde bezeichnet Lichtmeß das Ende der Weihnachtszeit, aber es ist auch Hexenfeiertag überliefert.
Das Lichtmeß Kino wird von dem Verein zur Förderung der Video- und Filmkunst e.V. betrieben, wobei Carsten Knoop und Dorit Kiesewetter die Geschäftsführer sind. Das Lichtmeß zeigt Video- und Filmkunst. Die Spannweite des Programms reicht von Dokumentar- und Experimentalfilmen über Kurzfilmabende, Filmen in Originalfassung, Schulvorstellungen, Hamburger Premieren bis hin zu Filmreihen. Über diese hinaus nimmt das Kino an den Internationalen KurzFilmFestival Hamburg teil. Das etwa 99- Plätze fassende Kino wurde in den Jahren 1992, 1993 und 1995 mit dem Kinopreis Hamburg ausgezeichnet. Das Lichtmeß bietet zwar nicht jeden Tag Vorstellungen, meist finden diese donnerstags statt, kann aber für diverse Anlässe, wie z.B. Premieren, Lesungen, Ausstellungen und Schulveranstaltungen gemietet werden(Stand 2006).
Kontakt:
Lichtmeß
Gaußstr. 25
22765 Hamburg
Tel.: 040/ 390 76 03
Fax: 040/ 390 82 8
www.lichtmess-kino.de
In seinen Anfängen (bis 1909) diente das Ferry als Club für die Ottensener Bevölkerung.
Ab 1909 wurde dann aus dem Club ein Theater mit gelegentlichen Kinovorstellungen, das Ferry Theater, das in dieser Form bis 1919 Vorstellungen gab. Zu dieser Zeit hießen die Besitzer W. Baedeker und H. Haupt -Ferry (der Namensgeber für dieses Kino, der auch das Ferry Theater auf dem Spielbudenplatz 23/25 besaß).
Im Jahr 1919 wurde das Ferry Theater zum Elite Theater umgebaut und wurde von 560 Plätzen auf 725 Plätze erweitert. In den folgenden Jahren wurde das Elite Theater immer wieder umgebaut und verschönert. Der Besitzer wechselte, als R. Spahn im Jahr 1940 das Kino übernahm. Die Freude währte nicht lang, das Elite Theater fiel 1941 den Bombenangriffen zum Opfer. Heute ist das Gebäude nicht mehr vorhanden, stattdessen befindet sich dort ein mehrgeschossiges Wohnhaus mit einem Discountmarkt im Erdgeschoss (Stand 2006).
Die Zeisehallen waren ursprüngliche eine Schiffsschraubenfabrik, diese gehörte der Familie Zeise aus Altona. Aufgebaut wurde die Fabrik von Theodor Zeise, der die Fabrik bis zu seinem Tode leitete. Danach leitete die Ehefrau Theodor Zeises und seine Söhne die Fabrik weiter. Auf Grund der allgemein schlechten Wirtschaftslage ging die Fabrik 1979 Konkurs.
Und so wurde die ehemalige Schiffsschraubenfabrik an Investoren aus Detmold verkauft und diese entwarfen zusammen mit dem Hamburger Filmbüro e.V. und dem Hamburger Denkmalschutzamt ein Umnutzungskonzept: eine Medienfabrik sollte gegründet werden.
Nach einer Umbauphase konnten die neuen Zeisehallen 1993 eröffnet werden.
Imageträger waren das Hamburger Filmbüro, die Filmwerkstatt, die Zeise-Kinos, die Film-und Videobibliothek und der universitäre Studiengang von Hark Bohm, der Film lehren sollte.
Nachdem jedoch die Filmförderung in Hamburg erneuert wurde, ging das Filmbüro in Liquidation und das Konzept der Medienfabrik wurde fallengelassen.
In das Gesamtkonzept der Medienfabrik sollte auch ein Kino integriert sein, die Zeise-Kinos.
Die Zeise-Kinos sollten ein Programmkino mit anspruchsvoller Ausrichtung sein.
Die Betreiberfirma des Kinos besteht aus Kinobetreibern aus Berlin und mittelständischen Filmverleihern aus München, jedoch ist auch das Filmbüro mit 25,1% an den Zeise-Kinos beteiligt.
Bei der Eröffnung der Zeisehallen standen die Kinos im Vordergrund und wurden mit dem Detlev-Buck-Film „Wir können auch anders“ offiziell eröffnet.
Die Zeise-Kinos, deren Geschäftsführer Heidrun Podszus und Christian Friedel sind, verfügen über insgesamt 532 Sitzplätze, die auf drei Kinosäle verteilt sind.
Ursprünglich war geplant, dass in Saal 1 der Zeise-Kinos große internationale Filme laufen sollten, in Saal zwei sollten hingegen kleinere europäische Filme laufen und in dem kleinsten Saal, Saal drei, sollten Filme des Filmbüros und der Filmstudenten gezeigt werden.
Diese etwas unrealistische Konzeption konnte leider nicht beibehalten werden und so läuft in den drei Sälen der Zeise-Kinos sowohl ein anspruchsvolles Arthouse-Programm als auch Family Entertainment und Special Interest Programme wie Late Night und Delicatessen. Auch viele Premieren von Hamburger Filmen finden in den Zeise-Kinos statt, die außerdem zusammen mit dem 3001 Kino Veranstaltungsort des Internationalen Kurzfilmfestivals Hamburg und neben dem 3001 und anderen Veranstaltungsort des Mo & Friese KinderKurzFilmFestivals sind.
(Quelle: Clausen, Swenja: Die Zeisehallen als Medienzentrum: Geschichte, Konzept und aktuelle Situation, Hamburg: HAW, 2004, Diplomarbeit)
Kontakt:
Zeise Hallen Kinobetriebs GmbH
Friedensallee 7-9
22765 Hamburg
Tel.: 040/ 390 87 70
http://www.zeise.de/