Aus 80 im Film- und Fernsehmuseum Hamburg lagernden Super-8-Projektoren wollten wir 50 funktionierende machen. Sechs Stunden lang sollten sie am Global Super 8 Day eine „Rauschende Super-8-Nacht“ mit Endlosfilmschleifen im Bunker Finkenau durchhalten. Würde das gut gehen? Lesen Sie von einem Abenteuer der besonderen Art.
Die von Noris – reden wir nicht drüber. Record 100, 200, SM – und wie die silbernen Vögel alle heißen. Beim Einrasten der Drucktasten tat sich meist gar nichts. Oder die Lampe streikte; selbst dann, wenn ein neues Leuchtmittel eingesetzt worden war. Pech – der Abend mußte ohne Noris stattfinden. 35 Jahre gehen halt auch an Projektoren nicht spurlos vorbei. Selbst stumme Elmos, auch die modernsten mit elektronischen Tipptasten, gaben entweder keinen Mucks von sich oder kreischten geradezu. Zerfleischten auch gern mal das leckere Acetat. Aber da waren ja noch die Eumig-Maschinen 607 oder 610 D und auch die baugleichen schwarzen Kisten von Bolex (18-3 Duo). Auf sie war Verlaß. Den ganzen Abend über würden sie wacker durchhalten. Auch ihre Pendants mit Ton, einige Modelle von Bauer, Agfa und Fuji, waren die helle Freude.
Im vierten Stockwerk des Bunkers, der einmal ein Krankenhaus beherbergte, hatten wir in vier Räumen auf 120 Quadratmetern Tische platziert. Von dort aus, irgendwo zwischen alten Waschbecken und Desinfektionsgeräten, warfen 25 Maschinen ihre Bilder an die Wand. Auf Tapetenmustern, Wasserhähnen und Lichtschaltern entstand eine herrliche Symbiose mit den Familien- und Reisefilmen, die wir zu Endlosschleifen verklebt hatten und die über abenteuerliche Drahtkonstruktionen geführt wurden. Die Filme stammten von Flohmärkten. Es ist schon kraß, dass heutzutage Familien ihre persönlichen Andenken, quasi ihre bewegten Fotoalben, für wenige Euro verramschen. So flimmerte eine von Hamburgern gedrehte Konfirmation ebenso über die Bunkerwände wie ein von holländischen Amateuren gedrehter Marokko-Urlaub. Typische Super-8-Bilder eben. Höhepunkt war das „Weihnachtszimmer“, in dem drei Projektoren ein Kleinkind beim Auspacken der Geschenke zeigten. Immer wieder blinkte der künstlich illuminierte, bunte Baum, immer wieder griff das Kind ins Geschenkpapier – und immer wieder mußte Mutti nachhelfen.
Ein Stockwerk höher mühten sich wiederum 25 Projektoren ab, typische Bilder der Hansestadt aus neuen Blickwickeln zu zeigen. „Hamburg Waterkant“ hieß die Installation, die hier zu bewundern war. Alle Szenen waren erst zwei Wochen zuvor gedreht worden und dank der schnellen Entwicklung durch Kodak in Lausanne rechtzeitig eingetrudelt. In der sechsten Etage gab es schließlich ein Kino, in dem jeweils rund 50 Besucher auf Holzbänken prächtigen Streifen folgen konnten. David Pfluger aus der Schweiz hatte seinen mit PEZ-Figuren gedrehten Trickfilm „Star Wars – Episode X“ geschickt, der zwischen 20.30 und 3.00 Uhr nachts insgesamt fünf mal laufen mußte und stets für Gelächter sorgte. Aber auch Berlin in den 1930er Jahren, Boxkämpfe mit Max Schmeling, „Das Brunstverhalten der Rinder“ oder eine Folge der englischen Science-Fiction-Serie UFO aus den 1960er Jahren sorgten für zufriedene Gesichter im Publikum.
Insgesamt feierten am 7. Mai mehr als 200 Besucher bei Bier und DJ-Musik eine rauschende Super-8-Nacht, die von der Wissenschaftsbehörde, der Hamburg Media School und der Zeitschrift schmalfilm unterstützt wurde. In jeder Etage brach kurzzeitig mal der Strom zusammen, drei Projektoren gaben binnen sechs Stunden ihren Geist auf – aber die Organisatoren waren auf alle Pannen prächtig vorbereitet. Und so ging das Licht stets schnell wieder an und neue Apparate wurden herbeigeschafft. Die letzten Gäste standen um 2.30 Uhr vor der Tür – und wollten unbedingt noch mal David Pflugers Film sehen.