Fotonachlaß Peter Michaelis
Unser Verein hat den Fotonachlaß des Fotografen Peter Michael Michaelis erworben. Dabei handelt es sich um etwa fünftausend Aufnahmen (großteils Negative) aus seiner Tätigkeit als Standfotograf. Hergestellt wurden die Fotos für Werbezwecke aller Art, vor allem für Veröffentlichungen, zum Aushang in den Schaukästen der Lichtspielhäuser oder als Künstlerporträts. Beginnend mit den 40er und 50er Jahren hat er vor allem Spielfilme der damals neuen REAL:Film in Hamburg betreut. Ältere Kinogänger erinnern sich sicherlich an Filme wie „Schicksal aus zweiter Hand, „Hafenmelodie", „Schatten der Nacht", Des Lebens Überfluß", „Der Schatten des Herrn Monitor" oder „Die Dritte von rechts". Und sicherlich auch an die gefeierten Regisseure und Filmschauspieler, oft aus der Vorkriegs- und Kriegszeit stammend und mehr oder weniger problemlos „entnazifiziert". Wir finden unter den Darstellern Sonja Ziemann, Carl-Heinz Schroth, Grethe Weiser, Marianne Hoppe, Willy Fritsch, Käthe Haack, Paul Kemp, Hilde Krahl, Carl Raddatz, Henny Porten, Paul Dahlke, Anny Ondra, Willi Birgel und Heinz Rühmann. Sehenswert auch die Liste der Regisseure: Wolfgang Staudte, Hans Deppe, Geza von Cziffra, Akos von Ratany, Eugen Jork, Wolfgang Liebeneiner, Erich Engel, Rolf Meyer, Erik Ode, Kurt Ulrich, Georg Wilhelm Pabst, Marcel Ophüls, Willi Forst, Frank Wisbar, Jürgen Roland u.a.
Michaelis war auch für den Filmaufbau Göttingen, für die Constantin-Film in München und für Atze Brauner (CC-Studios in Berlin) tätig. In knapp 30 Jahren hat er Werkfotos für 90 Spielfilme hergestellt. Nach der Kinokrise wurde die Arbeit im Metier knapp; man mußte die Aufträge annehmen, die sich gerade boten. Und so war sein letzter 1974 das Sexfilmchen „Oktoberfest - da kann man fest!" Michaelis wurde 1904 in Dessau als Sohn wohlhabender Kaufleute geboren. Er lehnte es ab, das Geschäft seiner Eltern fortzuführen. Statt dessen hat er vielerlei Tätigkeiten im Laufe der Zeit übernommen: Er war Verwalter auf einem Weingut in Algerien, studierte in Paris ohne Abschluß, arbeitete beim Theater an der Wien. Ab 1930 fand man ihn in Berlin bei Theatern und bei der UFA als Tänzer, Komparse, Kameraassistent und Kameramann. Während der sommerlichen Spielpausen verdiente er gutes Geld im Hotel Adlon - als Eintänzer. Von diesem Zusatzverdienst machte er seinen Flugschein.
Mit Beginn des Krieges war er PK-Mann (Fotograf der Propaganda-Kompanie) und erstellte Aufnahmen von Kriegshandlungen an der Ostfront und in Deutschland. Seine Wohnung in Berlin war ausgebrannt; außer seiner Leica-Kamera besaß er nichts mehr.
1944 flüchtete er nach Hamburg und fand eine Beschäftigung als Fotograf und Laborant für die englischen Besatzer, die gerne Fotos an ihre Angehörigen und Freunde in Großbritannien schickten. Ab 1948 begann seine Tätigkeit als Spielfilm-Standfotograf, allerdings nie mit festem Vertrag, sondern immer für einzelne Spielfilmproduktionen. Als Rentner mit dürftigem Einkommen arbeiteten er und seine Frau als Gebäudereiniger. Trotzdem machte das Ehepaar Michaelis einmal jährlich weite Auslandsreisen. Eine Besonderheit, die von der Tagespresse und vom Nachrichtenmagazin „Spiegel" gewürdigt wurde, war eine Sahara-Durchquerung, die beide auf eigene Faust in einem älteren VW-Golf unternahmen. Peter Michael Michaelis verstarb 1996 im Alter von 92 Jahren in seiner Wohnung in den Grindelhochhäusern.