Es fing abenteuerlich an: Wir standen zu zweit in der riesigen Halle und vor uns befand sich eine mehrere Meter hohe Nachbildung eines ägyptischen Obelisken. Die mußte zweifellos weg, bevor wir unsere filmhistorische Ausstellung aufbauen konnten. Aber da sich niemand für dieses Monstrum verantwortlich fühlte, blieb uns nichts anderes übrig, als den Obelisk selbst auf einen kleinen Transportwagen zu hieven. Allein die slapstickartigen Einlagen, die wir dabei vollführten, wären sicherlich filmreif gewesen.
So begann die Aufbauphase für die erste größere Ausstellung des Film- und Fernsehmuseums Hamburg e.V. Einige Monate zuvor hatte Josef Wutz, der im Februar 1995 neuer Geschäftsführer des Filmfestes Hamburg geworden war, unserem Verein angeboten, eine ca. 120 qm große Fläche im Filmfest-Pressezentrum an der Friedensallee kostenlos zur Verfügung zu stellen. Flugs wurde eine Arbeitsgruppe für ein Ausstellungskonzept gebildet.
100 Jahre Kino: Unsere erste Ausstellung
Diese Ausstellung sollte einerseits unserem Verein zur Vorstellung seiner Aktivitäten und Ziele dienen, andererseits war sie als eine zusätzliche Attraktion des Filmfestes geplant, um damit das Gedenken an das Jubiläum 100 Jahre Kino (1895-1995) unter Einbeziehung lokaler Aspekte zu fördern. Ein Wunsch von Josef Wutz war daher, daß der Schwerpunkt auf der Geschichte der REALFILM liegen sollte, analog zur Festivalreihe „Film made in Wandsbek - Gyula Trebitsch und Bodo Menck: Pioniere des Hamburger Nachkriegsfilms“. Bereits bestehende Kontakte zum Studio Hamburg wurden intensiviert, um zusätzlich zum Museumsfundus weitere mögliche Ausstellungsexponate ausfindig zu machen. Bei einer Besichtigung des Kellers unter einem Studiogebäude an der Jenfelder Allee, zusammen mit dem langjährigen Studiomitarbeiter Hans-Joachim Bunnenberg, konnten infragekommende Objekte aufgelistet werden. Darunter befanden sich ausrangierte Studioscheinwerfer, ein alter Wanderkinoprojektor, Drehbücher und Plakate.
Nun war nur noch die Transportfrage zu klären. Als Sponsor des Filmfestes standen uns zwar auch die „Funkpiloten“ zur Verfügung, doch für die größeren Exponate mußte ein auf Kulissen- und Equipment-Transporte spezialisiertes Unternehmen beauftragt werden.
Am 19. September begann der Aufbau, der sich schließlich zu einem alptraumhaften Erlebnis für die Beteiligten entwickelte, da desöfteren die Stromversorgung aufgrund einer viel zu schwachen Sicherung zusammenbrach und in den Abendstunden der Hausmeister mit dem Sicherungskastenschlüssel nicht mehr auffindbar war. Da im Halbdunkeln so schwierige Arbeiten wie das Bestücken von Glasträgerrahmen und das Anbringen der Schautafeln nicht mehr zu bewältigen waren, mußte auch am Eröffnungstag, dem 20. September, noch bis in die Mittagsstunden gearbeitet werden.
Schon als wenig später die ersten Gäste zur Abholung ihrer Akkreditierung eintrafen, nutzten einige die Gelegenheit zur Betrachtung der Ausstellungsexponate. Der abendliche Senatsempfang, der zum Teil auch in diesen Räumlichkeiten stattfand, artete zwar bald zu einem lebhaften Gedränge aus, brachte der Ausstellung aber eine große Zahl weiterer Schaulustiger (wobei sich die Kugelvitrinen als sehr zweckdienlich erwiesen, da das Abstellen von Sektgläsern und Tellern durch die Gäste dort - im Gegensatz zu den anderen Vitrinen - nicht möglich war!).
Das Team beim Aufbau. In der Mitte die Super-Parvo
Kulisse für Fernsehinterviews: Scheinwerfer und Filmprojektoren
In den nächsten Tagen betreuten abwechselnd verschiedene Mitglieder unseres Vereins die Ausstellung und beantworteten die Fragen zahlreicher Besucher. Viele neue Kontakte zu Vertretern verschiedenerFernsehsender (NDR, HH1, WDR, Viva- TV) und anderen Interessierten aus der Filmbranche konnten geknüpft werden, Dutzende von Visitenkarten wurden ausgetauscht.
Daß die Ausstellung zugleich den Hintergrund für die zahlreichen Interviews und Pressekonferenzen bildete, die in diesen Räumlichkeiten mit zum Filmfest angereisten Regisseuren, Schauspielern und vor allem Journalisten abgehalten wurden, war uns von Anfang an bekannt. Insbesondere der riesige 1000-Watt-Kohlescheinwerfer war für Fernsehteams eine beliebte Dekoration. Weniger erfreulich war die Tatsache, daß einige der von uns ausgestellten historischen Scheinwerfer von manchen Teams ohne Rücksprache „ausgeborgt“ wurden - doch letztlich lief dann alles glücklicherweise ohne Beschädigung der Ausstellungsexponate ab.
Wir stellen aus: Die Zeitungen berichten
Bleibt als Fazit festzuhalten: Insgesamt gesehen bot die Ausstellung unserem Film- und Fernsehmuseum eine wichtige Gelegenheit, sich schon während der mehrjährigen Aufbauphase der interessierten Öffentlichkeit wenigstens mit einem kleinen Teil unseres Fundus zu präsentieren - gerade zu einem Zeitpunkt, an dem noch keine geeigneten Räumlichkeiten für Dauerausstellungen zu Verfügung stehen. Erfreulich auch, daß im „Hamburger Abendblatt“, der „taz“ und der „Hamburger Rundschau“ über unseren Verein und die Ausstellung berichtet wurde..