Filmtechnik

Die Wochenschau

 

Wochenschauen gehörten im Kino ein halbes Jahrhundert lang zum festen Bestandteil eines jeden abendfüllenden Filmprogramms: Zu Beginn liefen Werbedias, später Kulturfilme, danach kam die Wochenschau - und dann erst wurde der eigentliche Spielfilm vorgeführt. Die meist nur zwei- bis dreiminütigen Kurzberichte haben sich im Laufe der Jahre zu einer schier unerschöpflichen Archivquelle an bewegtem Bildmaterial entwickelt.

 

Ursprünglich natürlich in Berlin ansässig, sollte sich Hamburg In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zum neuen Hauptsitz der Wochenschauen etablieren. Maßgeblichen Anteil daran hatte die „Neue Deutsche Wochenschau", die 1960 an der Sieker Landstraße ein leer stehendes Offizierskasino als Produktionsstätte bezog. 17 Jahre lang vibrierte das Haus unter dem hektischen Tun von 120 Redakteuren, Kameramännern, Cutterinnen, Tonleuten, Archivaren etc., die alles daran setzten, jede Woche ihre 10 oder 11 Minuten Filmrollen mit immer neuen Storys und Aktualitäten fertig zu bekommen.

 

Die durch die vielen Kinokrisen verursachten Schwierigkeiten fanden in den zahllosen Änderungen des Wochenschau-Namens, Neugründung und Liquidation von Verleihfirmen deutlichen Ausdruck. Schließlich nur noch mit Subventionen (ca. 900.000 DM) der Bundesregierung am Leben erhalten, wurde die letzte westdeutsche Kino-Wochenschau Ende 1977 eingestellt, weil kaum noch ein Filmtheater sie in ihrem Programm haben wollte: "Sie ist einfach gestorben, ohne Paukenschlag, ohne Trompeten, ohne Abschiedsfete, sie ist ganz einfach eingegangen", erinnert sich die Archivleiterin MechthiId Meyer-Rix. Doch die "Schätze in silbernen Büchsen" in RahIstedt, der Archivbestand von unschätzbarem Wert (ca. 3.000 Wochenschauen, 17 Millionen FiImmeter) wurde von der weiter existierenden Firma in den kommenden Jahren ausgewertet und erfolgreich vermarktet; teilweise kaufte man auch ehemalige Konkurrenz- Wochenschauarchive hinzu. Heute gehört die "Deutsche Wochenschau GmbH" zur Firmengruppe CINECENTRUM und ist in den Gebäuden vom Studio Hamburg und das Filmarchiv in einem Kasernenkomplex in Wandsbek untergebracht.

 

Zusammen mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin gestaltete die Deutsche Wochenschau GmbH in der jüngsten Zeit auch einen gemeinsamen Internet-Auftritt (www.wochenschauarchiv.de), der noch einmal deutlich den Stellenwert dieses einzigartigen nationalen Filmgedächtnisses vor Augen und sich bei Internet-Nutzern überraschend großer Beliebtheit erfreut.

 

 

Literatur-Tipps:

 

Jürgen Voigt: Die Kino-Wochenschau. Medium eines bewegten Jahrhunderts. Gelsenkirchen, Schwelm (Edition Archaea) 2004. 180 S., Abb. (= Hamburger Hefte zur Medienkultur, Bd. 1).

 

Karl Stamm: Kleine Beiträge zur deutschen Wochenschau-Geschichte / Mit einem Gespräch mit Kameramann Klaus Brandes und dem Exposé eines von Heinz Kuntze-Just geplanten Wochenschau-Films. – Weimar: Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 2005. – 90 S. : 7 Fotos, 1 Abb. - ISBN 3-89739-505-3