Der am 5. März 1922 in Bologna/Italien geborene Filmregisseur, Schauspieler, Dichter und Publizist Pasolini prangerte gerne soziale Missstände in seiner Heimat an und setzte sich intensiv mit faschistoiden Strukturen in der Gesellschaft sowie den Problemen im zwischenmenschlichen Zusammenleben auseinander. In seinem Filmen spielten zumeist Charaktere eine Rolle, die als Außenseiter am Rande der Gesellschaft standen. Pasolini war als Lehrer entlassen und aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden, nachdem ein Priester nach einer Beichte über dessen Homosexualität die Öffentlichkeit informiert hatte. Genauso rebellisch wie seine Protagonisten gab sich Pasolini auch gerne selbst - und war immer für einen kleinen Skandal gut. 1970 hatte Pasolini mit dem Film "Il Decameron" den ersten Teil einer als Trilogie angelegten Gesellschaftsstudie inszeniert, die eine Adaption von neun Kurzgeschichten der gleichnamigen Novellensammlung von Giovanni Boccaccio war. In Deutschland brachte der Verleih United Artists den Film in die Kinos und veranstaltete am 8. Oktober 1971 eine große Pressekonferenz in Hamburg. Zuvor war der Film bereits bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin gezeigt worden und mit dem "Großen Preis der Jury" und einem Silbernen Bären dekoriert worden. Das Interesse der Journalisten an Pasolinis Pressekonferenz war entsprechend groß, doch der Lieblingsregisseur der 68er-Generation hielt sich diesmal mit seinen Äußerungen etwas zurück. Pasolini schloss später mit den "Pasolinis tolldreiste Geschichten" (1971/72) und den "Erotische Geschichten aus 1001 Nacht" (1974) seine Trilogie wie geplant ab. Am 2. November 1975 wurde Pasolini schließlich in Ostia/Italien unter nie völlig aufgeklärten Umständen ermordet.