Am Anfang stand das Buch - eine beinahe zweihundert Seiten starke Novelle, geschrieben von einem Newcomer-Autor namens Robert James Waller, die 65 Wochen auf der US-Bestsellerliste stand: "Die Brücken am Fluss". Da musste natürlich alsbald eine Verfilmung her - und zur allgemeinen Überraschung nahm sich ausgerechnet Clint Eastwood, der sich zuvor eher mit Action- und Westernfilmen einen Namen gemacht hatte, des sensiblen Liebesdramas an - als Hauptdarsteller und Regisseur. Er spielte den erfolgreichen Fotojournalisten Kincaid, der sich bei der Suche nach einer "Covered Bridge" im Madison County auf ein kleines Gehöft verirrt und dort die Farmersfrau Francesca kennen und liebenlernt. Der Film, der bereits im Sommer 1995 in den USA anlief, hatte in Deutschland am 28. September 1995 seinen Filmstart. Da Clint Eastwood zusammen mit seinem Verleih, der Warner Bros., eine umfangreiche Promotiontour geplant hatte, die ihn auch nach Hamburg führte, ergriff der frischgebackene Filmfestleiter Josef Wutz die Chance, ihm den neugeschaffenen Douglas-Sirk-Preis zu verleihen (benannt nach dem in Hamburg geborenen "Meister des Melodrams", Detlef Sirk, der sich in den USA Douglas Sirk nannte). Und Eastwood nahm ihn auch am 13. September 1995 am Ende einer Sondervorstellung mit geladenen Ehrengästen aus der Hand von Bürgermeister Henning Voscherau und Filmfestleiter Wutz entgegen - und wußte zu berichten, dass er als blutjunger Vertragsschauspieler Anfang der 1950er Jahre auf dem Universal-Studiogelände, vorzugsweise in der Kantine, auch desöfteren Douglas Sirk persönlich begegnet sei, sich allerdings leider für ihn nie die Gelegenheit für ihn ergeben hätte, in einem Film des Meisterregisseurs mitzuspielen.
Bereits am Nachmittag hatte Eastwood auf einer Pressekonferenz, die ebenfalls im Streits-Kino stattfand, ausführlich über seinen Film und neue Projekte berichtet. Und beim anschließenden Abendempfang im US-Konsulat gab es dann noch ein Fotoshooting vor dem Haupteingang. Es sollte der vorerst letzte Besuch von Eastwood in der Hansestadt sein, wie üblich erfolgreich von Filmpromoter Klaas Akkermann organisiert und koordiniert. (Text + Fotos: Volker Reißmann)