Filmstadt Hamburg

Ein Hamburger Bildreporter dokumentiert die letzte Klappe für Winnetou

Anfang August 1968 erreichte die kleine Hamburger Bildagentur Conti-Press eine ungewöhnliche Einladung: Ein Bildreporter sollte sich für eine Woche ungehindert auf den Set des neuesten Karl-May-Streifens „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ in Jugoslawien umsehen und Aufnahmen nach Belieben anfertigen dürfen. Die Wahl fiel auf Siegfried Mehrens, der bereits mehrfach Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg fotografiert hatte und somit über etwas „Wildwest“-Erfahrung besaß. Dass es in der Tat auch der letzte westdeutsche Karl-May-Film überhaupt werden sollte, ahnte indes noch niemand - wenngleich die Filmserie schon lange nicht mehr soviel Erfolg wie in den ersten Jahren hatte (auch in den Hamburger Kinos hatten sich die Winnetou-Streifen seit Dezember 1962 sehr großem Zuspruchs erfreut). Siegfried Mehrens reiste also Mitte August auf den Set und nahm neben 15 Farbektachromen, die u.a. Pierre Brice, Karin Dor, Lex Barker und seine Ehefrau Tita zeigten, auch rund 500 Kleinbildaufnahmen in Schwarzweiß auf. Dabei dokumentierte er nicht nur nicht nur spektakuläre Stunts, bei denen es wohl auch den ein oder anderen Armbruch eines Komparsen gab, sondern auch das Leben und Treiben am Set, von der Essens- über die Waffenausgabe bis zum hin Treiben nach Drehschluss, die Hotels, in denen Darsteller und der Stab übernachteten bis hin zu einem Pkw, der sich unweit vom Set in einer scharfen Kurve überschlug (in dem aber offenbar glücklicherweise kein Schauspieler gesessen hatte). Der Fotograf Siegfried Mehrens übrigens wechselte nach dem Konkurs der Bildagentur Conti-Press im April 1980 zur BILD-Zeitung, wo er in den kommenden Jahren noch viele spannende Aufnahmen und Fotoreportagen über Events aus dem Hamburger Alltagsleben präsentierte, bevor er sich in den 1990er Jahren in den wohlverdienten Ruhestand nach Fuerteventura zurückzog. Der Film „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“, der noch einmal von Erfolgregisseur Harald Reinl inszeniert wurde und zu dem Herbert Reinecker das Drehbuch sowie Martin Böttcher seine unverwechselbare Musik beisteuerte, lief übrigens in Hamburg am 12. Dezember 1968 an, nahezu auf den Tag genau sechs Jahre nach dem erfolgreichen Beginn der Filmserie. Wie befürchtet, blieb jedoch dieses Werk, von den Besucherzahlen her gesehen, weit hinter den Erwartungen zurück, was somit das endgültige Aus für die Karl-May-Filme bedeutete.